Explosionsartiger Reichweitenzuwachs
Krise wird Kirche verändern

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat in der Corona-Krise einen erheblichen Reichweitenzuwachs zu verzeichnen. Das ist das Ergebnis einer Studie zu digitalen Verkündigungsformaten, die der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, und der Referent der Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi), Daniel Hörsch, am Dienstag im Internet vorstellten.
Insgesamt wurden dazu rund 1500 Gemeinden in vier Landeskirchen, darunter auch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), nach ihren Erfahrungen in der Corona-Krise befragt. Von rund 900 Gemeinden gingen am Ende Antworten ein.
81 Prozent der Gemeinden hätten demnach angegeben, dass sie ein digitales Verkündigungsformat in der Corona-Zeit genutzt hätten. 78 Prozent haben damit erst während der Krise angefangen. 72 Prozent haben angegeben, dass sie die Formate fortführen wollen. „Wir werden es künftig tatsächlich mit hybriden Formaten der Verkündigung zu tun haben“, sagte Hörsch. Denn während die befragten Gemeinden vor Corona auf einen durchnittlichen Gottesdienstbesuch von 68 000 Menschen kamen, erreichten sie, gemessen an den Zugriffen, 198 000 Teilnehmer in ihren Online-Formaten. „Selbst wenn man mehrfache Besuche und mehrfaches Anklicken abzieht, sollten wir von einer Steigerung von 200 bis 250 Prozent ausgehen“, sagte Hörsch.
„Wir haben in der Kirche eine Explosion der Nutzung von Digitalität erlebt“, sagte Bedford-Strohm. „Die Gottesdienste sind facettenreicher geworden und haben unterschiedliche neue Formate erlebt.“ Er könne sich gut vorstellen, dass auch künftig in Gottesdiensten Fürbitten etwa in einem Chatfenster eingeblendet werden, so dass sich die Besucher stärker als bisher am Gottesdienst beteiligen können. Online-Gottesdienste dürfe man allerdings nicht als Alternative zu Präsenzangeboten sehen, sagte Bedford-Strohm. „Für uns wird es spannend sein, wir wir diese beiden Sachen verbinden können: Das digitale Format und die Präsenzgottesdienste.“ Seiner Ansicht nach werde sich die Verkündigungspraxis der Kirchen nachhaltig und dauerhaft verändern.
Die Kritik der früheren thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die Kirche sei in der Krisenzeit nicht genug präsent gewesen, wies Bedford-Strohm zum wiederholten Male zurück. „Es kann keine Rede davon sein, dass die Kirche nicht genug präsent war“, sagte Bedford-Strohm. „Die Pfarrerinnen und Pfarrer waren da, die haben sich nicht weggeduckt.“
Nur bei der Altenheimseelsorge musste der EKD-Ratsvorsitzende einräumen, dass die Kirche „Schwierigkeiten“ hatte. Hier habe es in der Frage der verfügbaren Schutzausrüstung Probleme gegeben. Man habe unter anderem vor dem Dilemma gestanden, ob man Pflegern und Ärzten Masken und Schutzanzüge wegnehmen sollte, damit der Pfarrer sie benutzen kann, so Bedford-Strohm.

Benjamin Lassiwe

Autor:

Online-Redaktion

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