Kirchenkreis Weimar
Kirche und Diakonie stellen die Vertrauensfrage

- Der Kirchenkreis stellt die "Vertrauensfrage": Auf Postkarten und Plakaten. Die Einsendungen wollen Superintendent Henrich Herbst (v.l.), Teresa Tenbergen und Ramón Seliger mit in die Gottesdienste am 24.8. einbeziehen.
- Foto: Beatrix Heinrichs
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In diesem Sommer soll im Kirchenkreis Weimar an die Einführung der Reformation in Stadt und Umland vor genau 500 Jahren erinnert werden. Unter der Überschrift „Vertrauen“ ist dazu in Zusammenarbeit mit der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein eine besondere Aktion geplant. Um diese bekannt zu machen, greift Superintendent Henrich Herbst auch schon mal "Banksy-mäßig" zur Spraydose.
Von Beatrix Heinrichs
Was haben Kurfürst Johann von Sachsen (1468-1532) und Banksy gemeinsam? Nicht viel, möchte man meinen. Weit gefehlt. Während der Kurfürst die Initialzündung gab für das Jubiläum, das in diesem Jahr im Kirchenkreis Weimar gefeiert wird, liefert der für seine Schablonengraffiti bekannte Streetart-Künstler die Inspiration für die Mittel, um den Reformationsgedanken – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Straße zu bringen. Doch der Reihe nach.

- Unter der Überschrift „Vertrauen“ plant der Kirchenkreis in Zusammenarbeit mit der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein eine besonderes Dialogformat, bei dem Kirchengemeinden und Stadtgesellschaft gleichermaßen beteiligt werden sollen.
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Johann von Sachsen war es, der im August 1525 alle Geistlichen in der Weimarer Schlosskirche auf die evangelische Lehre verpflichte. Zudem ordnete er das Kirchenwesen, indem er die Finanzierung der Pfarrer und Lehrer organisierte und das Sozialwesen regelte. Ein einschneidendes Ereignis, das zeigt: Die Reformation war mit Luthers Thesenanschlag in Wittenberg keineswegs abgeschlossen. Doch nicht die Rückschau soll im Mittelpunkt des Jubiläums in Weimar stehen, sondern der Blick auf Gegenwart und in die Zukunft.
"Wir wollen ergründen, was es heute heißt, evangelisch zu sein", erklärt Superintendent Henrich Herbst. Unter der Überschrift „Vertrauen“ plant der Kirchenkreis in Zusammenarbeit mit der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein eine besonderes Dialogformat, bei dem Kirchengemeinden und Stadtgesellschaft gleichermaßen beteiligt werden sollen. Hierzu finden sich an verschiedenen Stellen in Weimar und in der Umgebung Postkarten, auf denen „Vertrauensfragen“ gestellt werden, erklärt Ramón Seliger, Rektor der Diakoniestiftung. Das Konzept stammt von der Künstlerin Anke Heelemann, die eine ähnliche Aktion gemeinsam mit der Produktdesignerin Luise Dettbarn bereits 2017 zum 500. Reformationsjubiläum entwickelt hat.

- Etwa 6.000 Karten sind gedruckt worden, Sie liegen nicht nur in den Kirchen aus, sondern sind auch in diakonischen Einrichtungen zu finden: den Kindergärten, Pflegeheimen, im Café Samocca oder im Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar.
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Etwa 6.000 Karten seien gedruckt worden, erklärt Seliger. Sie sollen einladen, die eigenen Gedanken zu teilen – unter anderem zu Fragen wie: "Was hast du zuletzt gewagt?" oder "Was bedeutet Freiheit für dich?" Sie liegen nicht nur in den Kirchen aus, sondern sind zum Beispiel auch in den diakonischen Einrichtungen zu finden: den Kindergärten, Pflegeheimen, im Café Samocca oder im Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar. Die Antworten können auf den dazugehörigen Aufstellern angeheftet, in der nächsten Kirche oder im Briefkasten der Kirchengemeinde abgegeben werden.
Zudem sollen Plakate in Schaukästen, öffentlichen Einrichtungen und im Weimarer Nahverkehr auf die Jubiläums-Aktion aufmerksam machen. Hier ist sogar eine direkte Beteiligung online möglich. Über einen QR-Code gelangt man zur Internetseite des Kirchenkreises, wo man zu den unterschiedlichen "Vertrauensfragen" eine Nachricht hinterlassen kann.

- Plakate in Schaukästen, öffentlichen Einrichtungen und im Weimarer Nahverkehr weisen auf das Jubiläum hin. Hier ist sogar eine direkte Beteiligung online möglich. Über einen QR-Code gelangt man zur Internetseite des Kirchenkreises, wo man zu den unterschiedlichen "Vertrauensfragen" eine Nachricht hinterlassen kann.
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Wen all das noch nicht erreicht, dem könnten in den nächsten Wochen und Monaten aber vielleicht die bunten Pflasteraufschriften in der Stadt und vor den Kirchen auffallen. In einem frischen Orange-Ton erstrahlte zur Vorstellung der Jubiläums-Aktion am Seiteneingang zur Herderkirche die Frage: "Wann fällt dir Vertrauen leicht?" Um die Worte mit Kreidespray und Metallschablone auf den Stein zu bringen, hatte Superintendent Henrich Herbst keine Mühe gescheut und direkt selbst Hand angelegt.
Die Gedanken zu den Vertrauensfragen, die den Kirchenkreis per Post oder online erreichen, sollen auch Eingang finden in den Gottesdiensten, zu denen am 24. August im gesamten Kirchenkreis eingeladen und bei denen an die Einführung der Reformation erinnert wird. Der Bibeltext, der an diesem Tag im Vordergrund stehe, erklärt der Superintendent, sei die Erzählung von der Sturmstillung durch Jesus. So auch bei dem Gottesdienst um 11 Uhr auf dem Herderplatz.

- In einem frischen Orange-Ton erstrahlte zur Vorstellung der Jubiläums-Aktion am Seiteneingang zur Herderkirche die Frage: "Wann fällt dir Vertrauen leicht?"
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Ein zweiter Höhepunkt soll der Tag der Diakonie auf den Herderplatz am 14. September sein. Hier sei ein großes Straßenfest geplant, bei dem es unter anderem auch Beratungs- und Fürbittangebote der Schwestern- und Bruderschaft der Stiftung Sophienhaus geben soll.
Das Vertrauensthema soll ein Türöffner für einen Dialog sein, erklärt Herbst. "Das Thema Vertrauen haben wir gewählt, weil es das Wagnis des Glaubens zum Ausdruck bringt. Dass man es braucht, merkt man meist erst, wenn es verloren gegangen ist. Vertrauen war da in den letzten 500 Jahren. Vertrauen wollen wir zurückgewinnen. Vertrauen brauchen wir in Kirche und Gesellschaft unbedingt, wenn wir gemeinsam Zukunft gestalten wollen."

- Um die Worte mit Kreidespray und Metallschablone auf den Stein zu bringen, hatte Superintendent Henrich Herbst keine Mühe gescheut und direkt selbst Hand angelegt.
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Das gelte im Großen wie im Kleinen, erklärt Pfarrerin Teresa Tenbergen und berichtet von einer Episode aus dem Familienalltag. "Meine Tochter ist jetzt 18 Jahre und mit dem Auto das erste Mal eine wirklich lange Strecke gefahren – bis an die Ostsee." Das habe ihr nicht nur viel Vertrauen abverlangt, sondern auch Anerkennung, erzählt sie. "Dass sich meine Tochter das zutraut, das war schon eine tolle Erfahrung."
Autor:Beatrix Heinrichs |
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