Katholikentag: Hostien für alle

Der Deutsche Katholikentag, der am 9. Mai in Münster beginnt, steht diesmal unter dem Motto »Suche Frieden«. Der Besucherandrang in Westfalen ist im Vorfeld bereits größer als bei vorangegangenen Katholikentagen. Benjamin Lassiwe sprach mit Thomas Sternberg, dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das den Katholikentag ausrichtet.

Herr Sternberg, was hat es mit dem Motto des Katholikentages auf sich?
Sternberg:
Wir feiern in Münster den 101. Katholikentag. Und die Stadt und das Jahr geben das Thema vor: Vor 370 Jahren war der westfälische Friede, vor 400 Jahren begann der dreißigjährige Krieg und vor 100 Jahren ging der erste Weltkrieg zu Ende. Die Friedensthematik liegt deswegen auf der Hand – und wir haben den Katholikentag deswegen unter das Motto aus dem Psalm 34 gestellt: »Suche Frieden«.

Münster erlebte vor einigen Wochen ein schreckliches Attentat. Herrscht dort schon wieder Friede?
Sternberg:
In der Stadt ist wieder Friede eingekehrt. Aber die Amokfahrt hat deutlich gemacht, dass bei allen ausgefeilten Sicherheitskonzepten Amoktäter nicht vollständig ausgeschlossen sind. Das gilt überall und immer. Beim Katholikentag werden wir der Opfer der Amokfahrt gedenken – und wir werden uns mit dem Thema beschäftigen, ob es eine letzte Sicherheit geben kann, nach der wir alle suchen.

Auch beim Attentat von Münster dachte man zunächst spontan an Islamismus. Wie geht der Katholikentag mit dem Islam um? Gehört der Islam zu Deutschland?
Sternberg:
Diese Debatte halte ich nun wirklich für Unsinn. Selbstverständlich gehören Muslime zu Deutschland. Wir müssen mit ihnen intensiv den Dialog führen – und auf dem Katholikentag werden wir uns dagegen stemmen, die Fragen der Sicherheit und des Islam so einfach zu vermengen. Die mörderische und perverse Ausnutzung einer großen Religion für terroristische Zwecke darf nicht dazu führen, dass man diese Weltreligion unter einen Generalverdacht stellt.

In der katholischen Kirche ist derzeit einiges im Unfrieden. Wie deuten Sie die Debatte um die Zulassung evangelischer Partner zur Eucharistie?
Sternberg:
Das ist eine völlig überflüssige und schädliche Diskussion. Ich sehe hier einen wichtigen Schritt darin, dass die Bischofskonferenz eine Regelung für ein Problem findet, das in den Gemeinden vor Ort und bei den betroffenen Paaren schon längst gelöst ist.

Erhalten denn evangelische Ehepartner beim Katholikentag die Eucha­ristie?
Sternberg:
Die bekommen sie auch jetzt überall. Es steht ja nicht am Menschen dran geschrieben, ob jemand evangelisch ist. In den Gemeinden passiert es täglich und überall, dass evangelische Christen zur katholischen Eucharistie gehen. Es geht bei der Frage doch nur darum, ob ein getaufter Christ das, was bei der Eucharistie gesprochen wird, für sich und mit seinem Glauben nachvollziehen kann. Und wenn das der Fall ist, ist er auch eingeladen zur Eucharistie.

In Berlin steht derzeit der Paragraph 219a im Focus, das Verbot der Werbung für Abtreibungen. Wie sehen Sie das?
Sternberg:
Diese Debatte macht aus meiner Sicht deutlich, wie weit wir mittlerweile weg sind von der allgemeinen Überzeugung und Auffassung, dass es bei der Abtreibung um das Töten von Menschen geht. Die Art und Weise, wie das als reines Frauenrechtsthema diskutiert wird, ist ein trauriges Zeichen eines mangelnden Bewusstseins für den Wert des ungeborenen Lebens.

Autor:

Online-Redaktion

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