Margot Friedländer
Abschied von Holocaust-Überlebender

Foto: epd-bild/Kay Nietfeld
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Die am 9. Mai verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist am Donnerstag in Berlin beigesetzt worden. An der Trauerfeier nahmen neben Wegbegleitern auch die gesamte Staatsspitze teil.

Berlin (epd). Unter großer Anteilnahme aus Politik und Gesellschaft ist am Donnerstag die mit 103 Jahren gestorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (1921-2025) auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt worden. Unter den Trauergästen waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (alle CDU) sowie der israelische Botschafter Ron Prosor und Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Die 1921 in Berlin geborene Friedländer war zwei Tage nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt am vergangenen Freitag gestorben. Sie wurde in einem Sarg neben ihren Großeltern auf Europas größten noch bestehenden jüdischen Friedhof beigesetzt. Zuvor nahmen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter in einer Trauerzeremonie Abschied von der Berliner Ehrenbürgerin.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Gideon Joffe, sagte, die Holocaust-Überlebende habe Unvorstellbares erlebt. Und trotzdem sei sie aus dieser Vergangenheit jemand geworden, der nicht hassen, sondern erinnern wollte.

Auf Friedländers ausdrücklichen Wunsch wurde ihre Trauerzeremonie von einem liberalen und einem orthodoxen Rabbiner gestaltet. Das ist ungewöhnlich für die unterschiedlichen Strömungen. „Wir nehmen Abschied von einer kleinen, großen Frau“, sagte der liberale Rabbiner Jonah Sievers von der Heimatgemeinde Friedländers, der Synagogengemeinde Pestalozzistraße: „Oft hat sie mit einem Satz mehr bewegt, als andere mit einer ganzen Rede“, sagte Sievers mit Blick auf ihre mahnende Worte „seid Mensch!“

Der orthodoxe Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal nannte Friedländers Leben eine Geschichte der Stärke und der unzerbrechlichen Menschlichkeit: „Du hast uns beigebracht, dass jede einzelne Person, die Welt menschlicher und wärmer machen kann.“

Als junge jüdische Deutsche war Friedländer in der NS-Zeit in das KZ Theresienstadt verschleppt worden. Dort wurde sie von der Roten Armee befreit. Eltern und Bruder wurden von den Nazis ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA und kam nach mehr als sechs Jahrzehnten im Alter von 88 Jahren zurück nach Berlin. Hier engagierte sie sich als Zeitzeugin, um die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten und für die Demokratie zu werben.

Einer ihrer engsten Begleiter in ihrer Berliner Zeit war der Autor und Kolumnist Leeor Engländer, heute Kuratoriumsmitglied in der Margot-Friedländer-Stiftung und eine Art Enkelsohn für die Holocaust-Überlebende. In bewegenden Worten schilderte er, welche mühsame und harte Arbeit das unermüdliche Engagement Friedländers war und mit welchen Dämonen aus der Vergangenheit sie zeitlebens zu kämpfen hatte.

So sei ihre Autobiografie von 2008 „Versuche, dein Leben zu machen“, von deutschen Verlagen abgelehnt und ein US-Dokumentarfilm über ihr Leben von 2004 „Don't Call it Heimweh“ nicht in das „Berlinale“-Programm aufgenommen worden. Trotzdem sei sie immer optimistisch gewesen - bis zum Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Ausbruch von offenem Judenhass auf deutschen Straßen. So habe es damals auch begonnen, habe Friedländer immer wieder gemahnt.

Foto: epd-bild/Kay Nietfeld
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