Kirchenkreisreform
Bislang kein großer Wurf

Kirchenkreis Egeln: Im Herbst nahm der Nominierungsausschuss für die Wahl eines Superintendenten seine Arbeit auf. Die Wahl fand während der Frühjahrstagung statt (mehr auf Seite 7). | Foto: Kirchenkreis Egeln/Annett Bohse-Sonntag
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  • Kirchenkreis Egeln: Im Herbst nahm der Nominierungsausschuss für die Wahl eines Superintendenten seine Arbeit auf. Die Wahl fand während der Frühjahrstagung statt (mehr auf Seite 7).
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Perspektivgespräche: Noch lässt die Landeskirche den Kirchenkreisen die lange Leine bei der Findung. Aber der Entscheidungsdruck wird steigen. Vor allem, wenn die Sondierungen scheitern sollten. Maßgeblich wird sein, ob und wie die Ehrenamtlichen beteiligt werden.

Von Thorsten Keßler

Um die Kirchenkreise der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland angesichts immer geringer werdender Gemeindegliederzahlen zukunftsfähig zu machen, wurden im vergangenen Jahr Perspektivgespräche geführt. Die Einführung geht auf eine Beschlussvorlage für den Landeskirchenrat aus der Arbeitsgemeinschaft Entwicklungsperspektiven für Kirchenkreise zurück, nach der diese Gespräche vor der Einsetzung des Nominierungsausschusses im Falle eines Wahl- oder Wiederwahlverfahrens für die Kirchenkreisleitung durchgeführt werden sollen.

Für das bisher letzte der acht durchgeführten Treffen hatten sich Ende November 2021 in Magdeburg Vertreter aus dem Kirchenkreis Egeln mit den Kirchenkreisen Magdeburg, Halberstadt, Haldensleben-Wolmirstedt und Elbe-Fläming getroffen. Im Kirchenkreis Egeln endet die Amtszeit von Superintendent Matthias Porzelle am 30. November 2022.

Während Landesbischof Friedrich Kramer vor der EKM-Synode von guten Gesprächen berichtet hat, war Erik Hannen, Präses der Kreissynode des Kirchenkreises Egeln, nicht sonderlich begeistert über die Darstellung der Ergebnisse auf der Landessynode. Hannen findet, die Gespräche seien alles andere als gut verlaufen. „Gerade die Ehrenamtlichen und Menschen, die nicht so viel mit landeskirchlichen Strukturen zu tun haben, hatten wenig das Gefühl einer Wertschätzung.“

Er bedauert, dass es nach der Vorstellungsrunde der Kirchenkreise und der anschließenden Arbeit in vier Kleingruppen, in denen die Vertreter der Landeskirche, die Superintendenten, die Präsides und die übrigen Teilnehmer zusammengesessen haben, keine Feedback-Runde mehr gab. »Das geht nicht«, findet Hannen. »Der Landesbischof kennt meine Meinung, wir haben uns nach dem Gespräch noch länger ausgetauscht, und ich war ziemlich sackig.«


„Gerade die Ehrenamtlichen, die nicht so viel mit landeskirchlichen Strukturen zu tun haben, hatten wenig das Gefühl einer Wertschätzung“

Inhaltlich ist nach dem Perspektivgespräch des Kirchenkreises Egeln nichts passiert. „Es bleibt im Moment alles beim Alten“, sagt Erik Hannen. „Aber es gibt Misstrauen gegenüber der Landeskirche.“ Kirchenkreise seien eine Größe, in der man gestalten und Menschen verbinden könne. »Werden die flächenmäßig bereits großen Kirchenkreise noch größer, können sie diese Funktion kaum noch erfüllen.« Schwierig sieht er dabei unter anderem die Beteiligung von Ehrenamtlichen in den kreiskirchlichen Leitungsgremien. Auch die gelebte Dienstgemeinschaft aller Mitarbeiter im Verkündigungsdienst würde nur noch auf dem Papier real sein. Sollte diese gestalterische Größe aufgegeben werden, mutierten Kirchenkreise irgendwann zu einer reinen Verwaltungsgröße. Wenn man das tatsächlich haben will, stelle sich die Frage, »ob man noch eine geistliche Leitung braucht oder ob man nicht alles über ein zentrales Verwaltungsamt regeln könne.«

„Wenn wir das Evangelium wirklich den Menschen bringen wollen, dann brauchen wir neue Möglichkeiten und Ideen. Pfarrbereiche von der Fläche so groß wie früher Kirchenkreise sind das nicht.“

Natürlich kennt Hannen sowohl die Zwänge der Landeskirche als auch das Ampelsystem, nach dem die Zahl der Stellen im Verkündigungsdienst das Maß für die Größe eines Kirchenkreises sein soll, und bei weniger als 25 Vollbeschäftigten im Verkündigungsdienst Überlegungen beginnen sollten.

Erik Hannen, der auch als Prädikant im Kirchenkreis tätig ist, findet, der Verkündigungsdienst müsse breiter aufgestellt werden. Das sei nicht der Schrei nach mehr hauptamtlichen Pfarrerinnen und Pfarrern. Es müsse zielstrebig über ein verantwortliches Neben- und Ehrenamt nachgedacht werden. Im Bereich der Kirchenmusik sei man hier schon weiter als in der Gemeindepädagogik und im Pfarrdienst. Knackpunkt für ihn sei dabei, das Ehrenamt verbindlich zu gestalten.

Hannen befürchtet, dass das Thema seitens der Landeskirche weiter befeuert wird, und in nicht allzu langer Zeit womöglich auch Gespräche über Kirchenkreisfusionen initiiert werden. „Ich würde mich freuen, wenn ich mich irre, aber ich sehe das sehr argwöhnisch.“

Ein Ergebnis nach den acht Perspektivgesprächen ist, dass die Kreispfarrstelle für Superintendenten zu besetzen ist, weil die Kirchenkreise ohne Leitung für die anstehenden Prozesse nicht richtig aufgestellt sind. Von allen Kandidaten, die sich für die Leitung eines Kirchenkreises bewerben, erwartet die EKM künftig aber eine schriftliche Bekundung, bei Veränderungen der Kirchenkreisstruktur gegebenenfalls zurückzutreten. Ohne diese Einwilligung kann keine Kandidatur erfolgen.

Kirchenkreis-Ampel

Bei der Neustrukturierung ist der Anteil der Christen an der Bevölkerung der Region maßgeblich. Danach richtet sich die Zahl der Mitarbeiter, wie z. B. Pfarrer, Kirchenmusiker oder Gemeindepädagogen. Das Ampelsystem der Landeskirche sieht vor: Im grünen Bereich sind die Kirchenkreise mit 25 vollbeschäftigten Mitarbeitern. Bei weniger als 18 sollte ein Veränderungsprozess eingeleitet werden. 

Einen weiteren Artikel zum Thema finden Sie hier.

Kirchenkreis Egeln: Im Herbst nahm der Nominierungsausschuss für die Wahl eines Superintendenten seine Arbeit auf. Die Wahl fand während der Frühjahrstagung statt (mehr auf Seite 7). | Foto: Kirchenkreis Egeln/Annett Bohse-Sonntag
Erik Hannen, Präses der Kreissynode Egeln | Foto: Kirchenkreis Egeln/Annett Bohse-Sonntag
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