Schule und Religion
Unter Druck im Klassenzimmer

Foto: pixabay/IqbalStock

Berlin (KNA) Ein Kind, das während des Ramadan ein anderes unter Druck setzt, ob es auch richtig fastet - und nicht etwa auf der Schultoilette heimlich Wasser trinkt: Nach Einschätzung des Neuköllner Bürgermeisters Martin Hikel (SPD) werden Lehrer mit solchen Problemen allein gelassen.

"Viele fühlen sich in solchen Situationen überfordert. Sie sind abgeschreckt, darauf überhaupt zu reagieren, weil sie sich damit dem Vorwurf aussetzen, rassistisch oder religionsdiskriminierend zu sein", erklärte Hikel. "Man muss aber mit Schülern darüber sprechen und eine Haltung vertreten."

Er forderte die Einrichtung einer Clearingstelle, die sich mit solchen Konflikten an Schulen befasst. Die von ihm vor vier Jahren angeregte Anlauf- und Dokumentationsstelle für konfrontative Religionsbekundung war an der Finanzierung durch die damalige Senatsverwaltung gescheitert, nachdem öffentlich Kritik daran laut geworden war. Muslime würden durch eine solche Stelle stigmatisiert.

Neun von zehn Schulen berichten über religiöse Konflikte

Grundlage für die Idee einer derartigen Einrichtung war damals eine Erhebung an zehn Neuköllner Schulen. Der Verein für Demokratie und Vielfalt in Schule und beruflicher Bildung (DeVi), der auch Präventionsprojekte gegen Rechtsextremismus umsetzt, führte die zweimonatige Untersuchung durch. In der Bestandsaufnahme, bei der Pädagogen befragt wurden, berichteten neun von zehn Schulen von entsprechenden Vorfällen.

"Das Problem gibt es nach wie vor an zahlreichen Schulen in meinem Bezirk - und es wird immer größer", sagte Hikel, der selbst Lehrer war. "Die Schülerschaft ist hier sehr homogen, das heißt, viele sind strenggläubige Muslime. Es ist zwingend notwendig, diese Homogenität und die damit einhergehenden Konflikte aufzubrechen."

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, erklärte, er wisse, dass es solche Konflikte besonders an sogenannten Brennpunktschulen in Metropolen wie Berlin, Frankfurt oder Köln gebe. Schwierigkeiten könnten sich vor allem für Muslime ergeben, die nicht sehr religiös seien. "Da muss die Schule gegenhalten."

Schulische Erfolg darf unter Fasten nicht leiden

Hikel betonte weiter, grundsätzlich sehe er im religiösen Fasten kein Problem, so lange niemand unter Druck gesetzt werde und der schulische Erfolg nicht leide: "In Prüfungssituationen muss die notwendige Energiezufuhr sichergestellt werden, damit die Schüler leistungsfähig bleiben." Strenggläubige Muslime ließen hier seltener Ausnahmen gelten. Die Moscheen in der Umgebung seien dabei "nicht die konstruktivsten".

Nach dem 7. Oktober 2023, dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel und dem anschließenden Gaza-Krieg seien auch antisemitische Äußerungen von Schülern "virulenter geworden". Hier gebe es ebenso eine Vermeidungshaltung von Lehrern, diese Konflikte anzusprechen, um sie nicht weiter zu forcieren, so Hikel.

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Online-Redaktion

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