Familie
Sozialpädagogin: Mehr Aufmerksamkeit für Kinder suchtkranker Eltern

Die Sozialpädagogin Johanna Klink kuemmert sich im Auftrag des Diakonischen Werks Westerwald um Kinder und Jugendliche, deren Eltern suchtkrank sind.  | Foto: Evangelische Oeffentlichkeitsarbeit
  • Die Sozialpädagogin Johanna Klink kuemmert sich im Auftrag des Diakonischen Werks Westerwald um Kinder und Jugendliche, deren Eltern suchtkrank sind.
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Westerburg (epd) - Kinder suchtkranker Eltern leiden nach Überzeugung der Sozialarbeiterin Johanna Klink darunter, dass Suchtprobleme nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu darstellen. Schon eine einzige verlässliche Ansprechperson außerhalb der Familie könne jungen Menschen dabei helfen, trotz schwieriger Lebensumstände Selbstvertrauen zu entwickeln, sagte die Diakonie-Beraterin aus Westerburg. Doch aus falscher Scham würden die Lebensumstände verheimlicht: «In der Schule weiß es keiner, und es darf keiner wissen.»

Im Auftrag des Diakonischen Werks Westerwald führt Klink Beratungsgespräche mit betroffenen Kindern und organisiert Freizeitangebote.

Mit einer Suchterkrankung in der Familie gingen Kinder sehr unterschiedlich um, berichtete Klink. Die meisten hätten allerdings gemeinsam, dass sie früher auf sich selbst gestellt seien als Gleichaltrige. Sie müssten zudem früh lernen, mit unerwarteten Vorkommnissen und starken Stimmungsschwankungen der Eltern umzugehen.

Sogenannte Co-Abhängigkeit komme häufig vor: «Ich hatte mal ein Kind in der Gruppe, das abends immer die leeren Flaschen des Vaters wegräumte, damit die Mutter sie nicht sah und es keinen Streit gab», berichtete Klink. Ein anderes Mädchen habe ihr erzählt, manchmal melde sie sich in der Schule krank, obwohl sie ganz gesund sei - aber der Mutter im Haushalt helfen müsse.

Klink beklagte den Umstand, dass sich Familien mit Suchtproblemen oft von der Umgebung isolierten. Die Kinder dürften oder wollten keine Freunde mit nach Hause bringen, auch die Einbindung in örtliche Vereine sei erschwert. Am stärksten gefährdet seien in dieser Situation weniger die verhaltensauffälligen Kinder, sondern vielmehr diejenigen, die versuchten zu «funktionieren» und dabei unauffällig zu bleiben: «Das sind die, die häufig vergessen werden.» Kinder mit alkohol- oder drogenkranken Elternteilen würden oft falsche Schuldgefühle entwickeln und hätten ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst suchtkrank zu werden.

Autor:

Katja Schmidtke

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