Soziales
Diskussion über Lebensqualität der Rentner in Deutschland

Foto: epd-bild/Nancy Heusel

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) beklagt einen Mangel an Respekt für die ältere Generation in Deutschland. Verbände sorgen sich um den Lebensstandard von Senioren.

Berlin/Essen (epd) -  Politik und Verbände sorgen sich um die Lebensqualität von Rentnern in Deutschland. «Zu viele ältere Menschen haben den Eindruck, dass sie nicht gewollt sind, dass ihre Lebensleistung nicht anerkannt wird», sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) der «Bild am Sonntag» in Berlin: «Dabei hat die ältere Generation nach dem Krieg Unglaubliches geleistet, sie hat den Grundstein für unsere heutige Gesellschaft und für unseren Wohlstand gelegt.» Ohne sie stünde Deutschland nicht da, wo es heute ist.
Verbände plädierten vor allem für Strategien zur Anhebung des Lebensstandards von Rentnern.

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, mahnte in der «Bild am Sonntag», dass viele arme Rentnerinnen und Rentner schon Mitte des Monats nicht mehr genug Geld für das Lebensnotwendige hätten. Die Preissteigerungen träfen sie besonders hart, weil sie oft zu alt oder zu krank seien, um noch etwas dazuzuverdienen: «Als schnelle Hilfe in der Krise fordern wir Einmalzahlungen für Menschen mit kleinen Renten.»

Auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, forderte in der «Bild am Sonntag» «endlich eine armutsfeste Mindestrente sowie angesichts der Inflation gezielte finanzielle Hilfen für alle armen Haushalte.»

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch beklagte, die westdeutschen Rentnerinnen und Rentner seien «die Wohlstandsverlierer der Republik». Vielen ginge es real schlechter als zur Jahrtausendwende, sagte Bartsch den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe am Sonntag.

Bartsch bezog sich Funke zufolge auf Daten, die seine Fraktion zuvor bei der Deutschen Rentenversicherung und dem Statistischen Bundesamt abgefragt hatte: Demnach stieg die verfügbare Standardrente in den westdeutschen Ländern von 2000 bis 2022 um knapp 40 Prozent - und zwar von 1.033 Euro auf 1.443 Euro. Die Verbraucherpreise kletterten im selben Zeitraum aber um 46 Prozent. Unterm Strich konnten sich Rentner trotz steigender Bezüge also weniger leisten.

Besser sah es den Angaben zufolge hingegen in den ostdeutschen Ländern aus: Dort stieg die verfügbare Standardrente von 896 Euro auf 1.423 Euro, was einem Plus von annähernd 60 Prozent entsprach. Die Standardrente ist die Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Versicherungsjahren.

Einer repräsentativen Umfrage zufolge sieht sich ein großer Anteil der Senioren selbst ökonomisch im Abseits. 38 Prozent der Senioren geben an, dass ihr derzeitiges Einkommen nicht für ein gutes Leben reicht, dagegen sagten 57 Prozent, dass ihr Einkommen ausreichend ist, wie aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die «Bild am Sonntag» hervorgeht. Bei den 65- bis 74-Jährigen sind sogar 43 Prozent der Meinung, dass ihr Einkommen nicht reicht. Laut Zeitung haben an der Umfrage nur Menschen teilgenommen, die mindestens 65 Jahre alt sind.

Vier von zehn Senioren sind demzufolge der Meinung, dass Deutschland kein Land ist, in dem man gut alt werden kann. Der Ansicht, dass man in Deutschland gut alt werden könne, sind 52 Prozent, neun Prozent machten keine Angabe.

Nach Ansicht der evangelischen Theologin Margot Käßmann erfahren die Rentner in Deutschland indessen ausreichend Unterstützung von der Politik. «Anders als in anderen Ländern gibt es bei uns Grundsicherung für Bedürftige oder Wohngeld», schrieb Käßmann in ihrer Kolumne in der «Bild am Sonntag». Zwar gebe es auch Altersarmut in Deutschland, vor allem unter Frauen: «Aber der großen Mehrheit geht es sehr gut.»

Autor:

Katja Schmidtke

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