"Wir machen Kirche vor Ort"

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Mit zwei Synodalen ist die Landeskirche Anhalts bei der EKD-Synode vom 6. bis 9. November in Magdeburg vertreten. Sie blicken durchaus mit unterschiedlichen Erwartungen auf die erste Präsenzversammlung des Kirchenparlaments seit 2019.

Von Oliver Gierens

Die Landeskirche Anhalts ist zahlenmäßig die kleinste Gliedkirche der EKD – und dementsprechend ist sie auf der Synode in Magdeburg nur mit den zwei Grundmandaten vertreten, die jeder Landeskirche zustehen. Eine weitere Besonderheit: Beide Synodale sind erstmals bei einer Präsenzsynode dabei. Gemeinsam mit Kirchenpräsident Joachim Liebig und Oberkirchenrätin Franziska Bönsch vertreten sie die Landeskirche Anhalts.

Zu ihnen gehört Pfarrer Albrecht Lindemann aus der Gemeinde St. Bartholomäi & St. Marien in Zerbst. Eines der Synodenthemen, die auf der Tagesordnung stehen, decke sich mit dem, was auch die Gemeinde vor Ort beschäftige, sagt Lindemann. Es gehe um die Klimadebatte, speziell in diesen Wochen auch die Heizkostenthematik – und die Frage, wie man den Energiebedarf in den Kirchen senken könne.

Durch die digitalen Formate habe er manche EKD-Synodalen zwar bereits mehrfach gesehen – aber noch nie „in echt“. So freue er sich darauf, diese Personen tatsächlich kennenzulernen. Inhaltlich bleibt Pfarrer Lindemann zurückhaltend. „Erwartungen sind nicht so meins“, sagt er. „Ich bin nicht der euphorische Synodale mit den ganz großen Hoffnungen.“ Vieles sei entscheidungsreif vorbereitet, was nicht immer zu einem lebendigen und transparenten Meinungsprozess beitrage.

Auch Olaf Stork war bisher noch auf keiner Präsenzsynode dabei. Den Diplom-Ingenieur aus Elsnigk (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) treibt vor allem die Frage um, wie sich die christliche Verkündigung im kleinen Maßstab sicherstellen lässt. Oft dominierten auf den Synoden eher politische Themen. „Das ist aber vor Ort oft nicht das, was von Kirche erwartet wird“, meint Stork. Gerade durch die Gründung von Gemeindeverbünden könnten noch mehr Professionen gebündelt werden, damit Kirche anders in die Gesellschaft ausstrahlen könne. Beispielsweise über Chorprojekte könnten auch kirchenferne Menschen einen Zugang zu den Gemeinden finden, ist er überzeugt. „Wir versuchen gerade, Gemeindearbeit ein wenig anders zu denken.“ Es gehe eben nicht allein um den sonntäglichen Gottesdienst, der oft nur von wenigen Leuten besucht werde.

Vom Konzert bis zum Puppenspiel müsse man die Kirche öffnen, so Stork – und sich die Frage stellen, wie kirchliches Leben noch organisiert werden könne, wenn die Mitgliederzahl immer geringer werde. „Wir schließen zum Beispiel unsere Kirche von März bis Oktober jeden Tag auf“, erzählt er. Täglich gebe es dort etwas zu trinken, auch ein paar Auslagen – denn die Kirche liegt an einem europäischen Fernradweg und zieht so entsprechend viele Besucher an. „Die ganz großen Themen betreffen uns hier oft nur am Rande“, macht Stork deutlich. „Wir versuchen, Kirche vor Ort zu machen.“

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Autor:

Online-Redaktion

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