Predigttext zum Sonntag
Sprich deine Not aus!

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Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.
Lukas 18, Verse 42 und 43 

Wir geraten beim Lesen des Textes in den Schatten des Kreuzes. Jesus spricht von dem, was ihm bevorsteht: Spott, Misshandlung und Tod. Wir hören das nicht zum ersten Mal und sind mit dem Leiden Jesu so sehr vertraut, dass es uns kaum mehr erschüttert. Wir haben Erklärungen, dass das schon in Ordnung geht: Es geschah für die Sünden der Menschheit. Das gibt dem Ganzen einen überirdischen Glanz.

Der Schrei am Kreuz spricht eine andere Sprache und lässt verstummen. Auch die Jünger verstehen es nicht oder halten es nicht für möglich, so wie wir vieles in dieser Welt nicht für möglich halten, bis es denn eintritt.
Jesus verharrt nicht in Selbstmitleid. Er schüttelt die Lähmung ab und geht seinen Weg nach Jerusalem weiter. Er ist noch nicht am Ende, es bleibt noch ein Quäntchen Zeit. Lebe dein Leben, solange du es noch hast, und tue, was du noch tun kannst, solange es dich gibt!

So legt der Evangelist Jesus einen schreienden Blinden in den Weg. Jesus mag selbst genug Probleme haben, aber er ruft dem Blinden zu, macht dessen Schicksal zu seinem eigenen. Will heißen: Gib dich nicht der Lähmung hin! Vielleicht wird dein Geschick leichter, wenn du dich einem fremden Schicksal zuwendest. Hilfreich sein hilft auch dir.

Jesus fragt den Blinden, was er ihm denn tun solle. Liegt das nicht auf der Hand? Nein, sprich aus, was dir auf der Seele liegt! Das ist der Anfang der Heilung und der Beginn eines großen Zutrauens, das du dir erwirbst, denn deine Worte sind nicht ins Leere gesprochen.
Dass der Glaube eine Ressource ist und in der Not hilft, ist durch wissenschaftliche Untersuchungen hinreichend bestätigt. Du hast etwas zum Zusetzen, und auch das soziale Netz der christlichen Gemeinschaft trägt dich. Glauben ist eine menschliche Verrichtung, wie Beten oder Gutes tun. Es kann gepflegt oder vernachlässigt werden. Wer aber an Gott glaubt, glaubt auch an sich selbst und erschließt sich so Möglichkeiten. Der Glaube ist eine große Kraft, nicht nur, wenn es eng wird.
„Dein Glaube hat dir geholfen“, ist eine Perle der biblischen Überlieferung. Danken wir den Evangelisten, dass sie es aufgeschrieben haben!
Ulrich Seidel,Pfarrer i. R.,
Markkleeberg

Ulrich Seidel,
Pfarrer i. R.,
Markkleeberg | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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