Predigttext zum Sonntag
Riskantes Wagnis

Mathias Imbusch, Superintendent des Kirchen-kreises Torgau-Delitzsch | Foto: Foto: privat
  • Mathias Imbusch, Superintendent des Kirchen-kreises Torgau-Delitzsch
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So werden in Christus alle lebendig gemacht werden … Als Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird.
1. Korinther 15, Verse 22 und 23 

Ostern ist unverschämt mit seiner Botschaft. Und alle, die Ostern feiern und so zu einem positiv besetzten Thema machen, haben teil an dieser Unverschämtheit. Auch wenn sie sich manchmal selber gerade deswegen schämen, wortlos werden und die Rettung im Deuten, Abwiegeln, Schweigen suchen. Ein christliches Problem, schon immer.

Dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, das ist schon ein ziemlich gewagter Satz. Aber unverschämt wird dieser Satz erst, wenn er einen Bezug zu all denen bekommt, die vom Tod betroffen sind, jetzt oder später, jedoch unweigerlich – also für uns alle. Der Satz wird geradezu anstößig, weil er etwas Unverschämtes behauptet, dass die Auferweckung Christi Folgen haben wird für alle vom Tod Betroffenen. Das ist kein Konjunktiv, keine Möglichkeitsform. Das ist reiner Indikativ.

Und so beschämt diese Aussage den Autor dieses Satzes. Und alle, die diesen Satz in ihren Heiligen Schriften lesen. Und die ihn irgendwie rezipieren. Dabei vielleicht sogar verteidigen. Mit Schamgefühl muss umgegangen werden. Dazu gibt es Strategien: Interpretation, Einordnung oder auch Beschweigen als das Geheimnis des Glaubens. Keine dieser Strategien ist unlauter, vielmehr sind sie alle in der geschöpflichen Würde des Menschen begründet. Diese Strategien haben ihr gutes Recht, sie dienen ja einer christlichen Lebensführung.
Denn was sollte daran verkehrt sein, wenn der Mensch in dem, was sein Leben hier und heute betrifft, auf Christus hofft? Wenn er sich im Denken, Reden und Tun an ihm ausrichtet? Wenn er in der Orientierung auf ihn den vergebenden Gott erfährt, Lebensmut schöpft und sich zu Solidarität ausrichten lässt? Was wäre daran verkehrt? Nichts. Und niemand muss sich dafür schämen. Alles liegt in der Sphäre, die – wenn auch mit einiger Anstrengung – plausibel gemacht werden kann. Das ist durchaus nachvollziehbar.

Doch die Scham bleibt, und muss wohl auch bleiben, wenn der entscheidende Schritt gegangen wird. Dieser Schritt ist ein riskantes Wagnis, ein Schritt ins Unbekannte, über die Grenzen der Erfahrung hinaus. Aber er muss gegangen werden, damit wir nicht die elendesten unter allen Menschen sind. Und wir können ihn gehen in der Hoffnung auf Gottes Treue über den Tod hinaus.

Mathias Imbusch, Superintendent des Kirchenkreises Torgau-Delitzsch

Autor:

Online-Redaktion

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