Predigttext
Gott schenkt Glauben

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Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben. Johannes 20, Vers 25b

Das war’s dann wohl. Erst zeichnet sich Thomas durch Abwesenheit aus, dann gibt er den Zweifler. Erstaunlich, aber Johannes berichtet nichts von der Reaktion der anderen Jünger, keine wütenden Proteste, keine Verärgerung.

Von Albrecht Lindemann

Sie sind immerhin Zeugen des Auferstandenen, da darf man ja wohl etwas mehr Anerkennung erwarten. Sie nehmen es hin. Der Miesling darf sogar beim nächsten Treffen wieder dabei sein. Und er hat Glück: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Jesus spricht. Thomas glaubt.

Wunderbar! Wenn selbst die Jünger es nicht schaffen, den Zweifler in den eigenen Reihen zu bekehren, kann man von einem kleine Landpfarrer doch wohl keine Wunderdinge unter den kritischen Geistern unserer Tage erwarten.

Ich sehe sie vor mir, höre das Gerede, Gagarins leerer Himmel – schon in meiner Schulzeit ein alter Helm. Ob nun die Gebildeten oder die Ungebildeten unter den Verächtern der Religion, die Gutmütigen oder die Aggressiven unter den Atheisten – ich möchte mich der Aufgabe nicht entziehen, vernünftig über mein Vertrauen zu dem zu sprechen, den ich nicht sehen, dem ich nicht die Hand reichen kann.

Sie sitzen bei Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und Schulgottesdiensten in der Kirche, darauf kann ich mich vorbereiten. Auf dem Fußballplatz, bei der Bandprobe oder in tiefer Nacht beim Geburtstag ist das schon weitaus schwieriger. „Seid nüchtern und wacht!“

Die Jünger erreichen mit ihrem Zeugnis nichts? Doch! Thomas kommt wieder. Jesus schenkt Glauben. Die Jünger aber sorgen für den Raum und Gelegenheit. Sie treffen sich, halten die Tür für Thomas offen, und Jesus ist mitten unter ihnen.

Quasimodogeniti – heute wird bei uns eine junge Frau getauft. Sie hat Gemeinde erlebt. Sie hat gefragt und Antworten bekommen. Vor ihrer Trauung möchte sie getauft werden. „Ja!“ wird sie sagen, und dann: „Ja, mit Gottes Hilfe.“

Gott schenkt Glauben. Wir dürfen mit ihm rechnen, auch heute. Wenn wir es miterleben möchten, sollten wir offen sein für die Fragenden und die Suchenden, sogar für die Zweifler, selbst wenn sie nerven. Friede sei mit euch! 

Der Autor ist Pfarrer in Zerbst.

Pfarrer Albrecht Lindemann | Foto: Johannes Killyen
Autor:

Online-Redaktion

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