Disney-Konzern wird 100 Jahre
Von Micky Maus zum Medienimperium

Micky Maus und sein Erfinder Walt Disney (05.12.1901-15.12.1966) | Foto: epd-bild
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Donald Duck, Micky Maus und Goofy: Disneys Filme und Comicstrips haben in 100 Jahren einen großen Teil der Menschheit berührt. Doch die nächsten Jahre bringen ihre eigenen Probleme mit sich. Der Unterhaltungsriese muss um sein Image kämpfen.

Von Konrad Ege (epd)

Manches ist schwierig im Ursprungsland der Micky Maus und der sprechenden Enten-Familie Duck. Das konservative Amerika kritisiert, der Unterhaltungskonzern Walt Disney sei «woke» geworden. Der Gründer und Namensgeber verkörperte nach Darstellung seines Biografen Neal Gabler («Walt Disney: The Triumph of the American Imagination») hingegen noch die Werte einer traditionellen «fahnenschwenkenden amerikanischen Kleinstadt». Am 16. Oktober wird der US-amerikanische Walt-Disney-Konzern 100 Jahre alt. Walt Disney selbst starb 1966 im Alter von 65 Jahren.

Angefangen hat alles recht bescheiden, als der begabte junge Zeichner Walt Disney Anfang der 1920er Jahre ins Filmgeschäft einstieg. Er musste sich von Verwandten Geld leihen. Aus diesen wackeligen Umständen heraus entstand die Walt Disney Company, Schöpfer von Micky Maus und Donald Duck, dem Hund Pluto sowie dem Geldscheffler Dagobert Duck. Heute ist Disney laut Wirtschaftsmagazin «Forbes» die zweitgrößte Medienfirma der Welt.

Zu Disney gehören der Sport-Kabelkanal ESPN, der US-Fernsehsender ABC, Marvel Studios, Lucasfilm und 20th Century Studios. «Mulan», «Tarzan», «Bambi», «Fantasia», «Lion King», «Avatar», «Spider-Man», «Fluch der Karibik» und viele Titel mehr sind Spielfilme, die Disney produziert oder erworben hat. Viele Millionen Touristen zieht es jedes Jahr in die Disney-Themenparks. Disney-CEO Robert Iger kündigte im September ein «dramatisches Wachstum» bei der Investition in Parks an. Sie seien der «entscheidende Wachstumsmotor».

Dort können Besucher Micky und Minnie umarmen und ein anscheinend Neuschwanstein nachempfundenes Schloss bewundern: Disneys Welt wird greifbar, mit lebendig gewordenen Comicfiguren, Achterbahnen, Wasserparks und Attraktionen, die Erwachsene und Kinder tagelang in Atem halten. Disney eröffnete den ersten Vergnügungspark 1955 im kalifornischen Anaheim. Durch die Feierlichkeiten führte damals der Schauspieler und spätere US-Präsident Ronald Reagan.

Die Fantasiewelt ist perfekt durchorganisiert. Das Handbuch für Mitarbeiter erläutert den «Disney Look»: «Sauber, gepflegt und zugänglich». Schon Kleinigkeiten wie Kaugummikauen würden Besucher stören. Haare dürfen nur in «natürlicher Farbe» gefärbt werden. «Blau, grün, pink und lila» seien nicht natürlich.

Der 16. Oktober 1923 gilt als Gründungstag des Disney-Konzerns. An diesem Tag fand Walt Disney einen Verleiher für eine Serie von Kurzfilmen, die sich auf seinen Streifen «Alice's Wonderland» gründeten, in dem das Mädchen Alice (Virginia Davis) ein Zeichentrickfilmstudio besucht, und träumt, sie fahre durch ein Cartoonland mit tanzenden Tieren; doch dann brechen die Löwen aus.

Markenbotschafter Micky Maus entstand wenige Jahre später. Der Kurzfilm mit «einer neuen Cartoon-Figur, von da an bekannt als »Mickey Mouse«, sei ein »geniales Kunstwerk mit viel Spaß«, schrieb die »New York Times« im November 1928. Der Streifen »Steamboat Willie« über Mickys Abenteuer auf einem Raddampfer war einer der ersten synchronisierten Zeichentrick-Tonfilme. Die Reaktion der Zuschauer sei »außerordentlich« positiv gewesen, schrieb Disney-Biograf Gabler, und zuvor ablehnende Verleihfirmen hätten Disney kontaktiert.

Walt Disney wurde der »Märchenonkel« der Nation. Seine Filme waren angeblich unpolitisch, Walt Disney tendierte aber nach rechts. Er war besorgt über einen kommunistischen Einfluss in Hollywood, wie er 1947 im Kongresskomitee gegen »unamerikanische Aktivitäten« sagte.

Disney unterhielt zeitweilig Kontakte zur Ermittlungsbehörde FBI, wie Autor Marc Eliot aufgrund freigegebener FBI-Dokumente zutage brachte. In einem online stehenden FBI-Memo von 1956 heißt es, die Behörde habe »herzliche Beziehungen zu Disney«, und er sei ein Kontakt für das Büro in Los Angeles. Nach Disneys Tod 1966 kondolierte FBI-Direktor J. Edgar Hoover, Walt Disney sei eine »Inspiration gewesen«.

Nach dem Tod seines Gründers musste sich das Unternehmen umstellen. Familienfreundliche Filme waren in den 1980er Jahren anscheinend weniger begehrt. Das Unternehmen investierte in neue Vergnügungsparks, produzierte mehr fürs Fernsehen, hatte Kinohits mit »Falsches Spiel mit Roger Rabbit«, »Good Morning, Vietnam« und »Pretty Woman«, und kaufte 1996 den Fernsehsender Capital Cities/ABC.

Politisch drehte sich der Wind bei Disney. Der heutige CEO Iger war 2020 kurzzeitig im Gespräch als möglicher demokratischer Präsidentschaftskandidat. Nach Angaben der Webseite »opensecrets.org« fließen politische Spenden aus dem Hause Disney vornehmlich an Kandidaten der Demokratischen Partei. Disney legte sich besonders mit dem republikanischen Gouverneur von Florida und Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis an. Ein Grund war dessen Entscheidung im Jahr 2022, in Grundschulen Unterricht über sexuelle Orientierung zu verbieten.

DeSantis lehnte den finanziellen Sonderstatus für Disney in Florida ab. Er werde es nicht erlauben, dass ein »Woke Unternehmen unseren Staat regiert«. Bei »Woke« geht es auch um Disneys Vorhaben, alte Filme mit Hinweisen zu versehen, bei denen »Völker oder Kulturen« negativ dargestellt werden. In »Peter Pan« (1953) zum Beispiel würden Ureinwohner »stereotypisch« dargestellt.

Zum runden Geburtstag kann der Disney-Fanclub so richtig feiern. Die Einladung zum Ball auf dem Gelände der Walt Disney Studios in Burbank in Kalifornien verspricht ein »vergoldetes Spektakel« mit »verlockenden Speisen«. Begegnungen mit »ihren liebsten Disney Figuren« seien möglich, bevor der Zauber endet und »die Uhr Mitternacht schlägt!" Das Ticket kostet 199 Dollar.

Autor:

Katja Schmidtke

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