Landesschule Pforta
Eine der größten Schulbibliotheken feiert Geburtstag

Foto: Foto: Landesschule Pforta /Photo-Tempel Naumburg
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1993 hat die Landesschule Pforta nahe Naumburg ihr 450-jähriges Bestehen gefeiert. Nun hat auch die Bibliothek dieses stolze Alter erreicht. Mit etwa 80.000 Titeln zählt sie zu den größten Schulbibliotheken in Deutschland. Ihr Bestand, der ein Stück deutscher Geistesgeschichte wiederspiegelt, kann zum Jubikäum entdeckt werden.

Der 28. September 1570 darf durchaus als ihr Geburtstag angesetzt werden, denn von diesem Tag stammt der Befehl des Kurfürsten August von Sachsen, dass „zu Erzeugung einer Bibliotheca von dem Einkommen unserer Schul alle Jahr fünfzig Gulden auf zehn Jahr lang der nächstfolgenden angewendet werden sollen.“ Diese Bewilligung eines Bibliotheksetats war sozusagen die Gründungsurkunde der Bibliothek, denn der Tag, an dem das erste Buch ins Regal gestellt wurde, lässt sich leider nicht mehr ermitteln. Während von Seiten der Schule offenbar keine Eile herrschte, die insgesamt 500 Gulden in den zehn Jahren auszugeben, blieb der Landesherr aber großzügig und schenkte der Schule 1573 noch einen großen Teil der Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters Posa oder Bosau bei Zeitz.

Bibliotheksführung & Lesung zum Jubiläum

Am 18. September wird die Landesschule ab 18.30 Uhr ihre Pforten öffnen, um Besucher in Kleingruppen durch die historische Bibliothek zu führen. Ab 19.30 Uhr lädt der Pförtner Bund zu einer Lesung mit dem Autor und früheren Schüler Anselm Oelze im Besucherzentrum ein. Der Philosoph und Politikwissenschaftler legte im vergangenen Jahr seinen vielbeachteten Wissenschaftsroman „Wallace“ vor.

Der Eintritt ist frei. Die Anzahl der Gäste ist zur Einhaltung der Mindestabstände auf 40 begrenzt. Um Anmeldung wird gebeten: bibliothek@landesschule-pforta.de

Diese mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucke bildeten so den Grundbestand der neuen Schulbibliothek, die leider nicht auf eigene Kloster-Buchbestände zurückgreifen konnte. Während Kurfürst August noch festgelegt hatte, dass die Bücher in einem gesonderten Gemach angekettet und verschlossen verwahrt werden sollten, fand sein Enkel, Christian II. von Sachsen, dass „die Bücher nicht zu dem Ende eingekauft worden, dass man sie verschlossen behalten oder an Ketten legen, sondern gebrauchen und lesen soll“. Er befahl in seiner Schulordnung von 1603, dass der Bibliothekar nicht nur den Lehrern, sondern auch den größeren Schülern auf mehrere Tage oder Wochen nützliche Bücher ausleihen sollte. Eine solche Ausleihe ist auf Grund fehlender schriftlicher Quellen zwar erst seit den 1620er-Jahren nachweisbar, doch kann man davon ausgehen, dass die Anweisungen des Landesherrn befolgt wurden. Noch heute lassen sich an einigen Büchern die Reste der einstigen Kettenbefestigungen finden. Die Büchersammlung der Schule wuchs in den ersten 60 Jahren auf etwa 800 Titel an. Im 30-jährigen Krieg gab es glücklicherweise nur geringe Verluste, dann wurde die Bibliothek ab 1642 im Naumburger Dom untergebracht, wo sie offensichtlich sicherer verwahrt werden konnte, als das in Schulpforte der Fall war.

In Schulpforte befand sich die Bibliothek seit ihrer Gründung in einem von ursprünglich drei Unterrichtsräumen auf der Westseite des Kreuzganges, wo sie bis in die 30er-Jahre des 19. Jahrhunderts blieb. Den Raum kann man noch heute an dem sächsischen Wappen und einem lateinischen Spruch über der Tür erkennen. Von dort zog sie in die Kirche, um dann schon 20 Jahre später in das neu erbaute Torhaus überzusiedeln. Ein rasches Anwachsen des Bibliotheksbestandes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte dazu, dass die Bibliothek 1880 in das Erdgeschoss des neuen Aulagebäudes umziehen musste, wo sie sich noch heute befindet.

Wenn auch seit etwa 70 Jahren der Bestand nicht mehr systematisch erweitert werden kann, weil kein Etat zum Ankauf existiert, sind die Bibliothekbestände dennoch beachtlich. Mit etwa 80.000 Titeln zählt die Bibliothek zu den größten Schulbibliotheken in Deutschland. Ihr Bestand spiegelt ein Stück deutscher Geistesgeschichte wieder, ist inhaltlich mit dem Altbestand einer Universitätsbibliothek zu vergleichen und bietet mit seiner Sondersammlung zur eigenen Schulgeschichte (Portensia) wesentlich mehr als ein Stück Portenser Identität. Als eine der bekanntesten Schulen Deutschlands mit mehr als 250 berühmt gewordenen Absolventen spielt die Schule in der Geschichte der Pädagogik eine wichtige Rolle, genauso wie ihre ehemaligen Schüler oftmals Gegenstand der Forschung sind. Dank der Unterstützung des Pförtner Bundes und der Stiftung Schulpforta kann die sogenannte Portensia-Abteilung weiter ergänzt und aktualisiert werden und bleibt damit, bildlich gesprochen, der immergrüne Zweig am 450 Jahre alten „Bibliotheksbaum“.

Petra Mücke

Autor:

Beatrix Heinrichs

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