Der Kinofilm »Kleine Germanen« zeigt die erschreckenden Folgen rechtsradikaler Kindererziehung
»Die Anderen sind immer die Bösen«

Von Eleonore Sladeck

Der Dokumentations- und Anima­tionsfilm »Kleine Germanen«, der ab dem 9. Mai in den Kinos zu sehen ist, macht in erschreckender Weise deutlich: Wachsen Kinder mit rechtem Gedankengut auf, prägt sie das für ihr ganzes Leben. Die Regisseure Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger rücken dieser Problematik rechter Kindererziehung nach 1945 zu Leibe.
»Alles beginnt mit unserer Erziehung«, sagt Elsa, die animierte Hauptfigur. Für Opa, den ehemaligen SS-Mann, war Elsa die ideale Knetmasse: Ein Kochtopf mit rotem Stern auf dem Kopf, fertig ist der minderrassige Feind, den Elsa mit Piffpaff ins Jenseits befördern soll. Diese Prägung nimmt Elsa in den Kindergarten mit, in die Schule und lässt sie einen fremdenfeindlichen Partner wählen, mit dem sie in einer völkischen Gemeinschaft lebt. Auch als Mutter bleibt sie diesem Muster treu – bis sie einen behinderten Jungen zur Welt bringt …
Die Filmemacher taten gut daran, Elsas Schicksal weder als reinen Animations- noch klassischen Dokumentarfilm zu drehen. Aus Dynamik und Verzahnung der unterschiedlichen Gestaltungsweisen entwickelt sich gerade jene emotionale Spannung und intellektuelle Differenzierung, die ein einziges Genre vielleicht überfordert hätte. Bewusst unkommentiert wird beides neben erhellende Einschätzungen von Extremismusforschern, Psychologen und Aussteigern gestellt. Das ist eine weitere Qualität der Produktion: Sie lädt damit ein zum Nachdenken über die Gefährlichkeit rechter Argumentation und ihrer Methoden.
»Die Anderen sind immer die Bösen« wird der Film-Elsa früh eingehämmert. Erst spät und auf schmerzliche Weise findet sie einen Ausweg aus diesem Teufelskreis des Angsthabens und Angstmachens.

Kleine Germanen. BRD 2018, Dokumentar-/Animationsfilm, 90 Min., Regie: Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger, Kinostart: 9. Mai 2019.

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Online-Redaktion

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