Moldau
Kirchenvertreter: Krieg in Moldau wäre Auftakt für Weltkrieg

Cesare Lodeserto, Generalvikar des römisch-katholischen Bistums Chisinau (Republik Moldau), am 5. März 2023 in Leipzig. | Foto: kna-bild/Karin Wollschläger
  • Cesare Lodeserto, Generalvikar des römisch-katholischen Bistums Chisinau (Republik Moldau), am 5. März 2023 in Leipzig.
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Leipzig (kna) - Die katholische Kirche in Moldau warnt vor einer militärischen Eskalation und Ausweitung des Ukraine-Kriegs. "Es ist das berühmte Streichholz an der Lunte. Es wäre eine Tragödie, wenn es in Transnistrien zur Explosion käme. Das würde Moldau in einen Krieg stürzen - und es wäre die Ouvertüre für einen dritten Weltkrieg", sagte der Generalvikar des moldauischen Bistums Chisinau, Cesare Lodeserto, der Katholischen Nachrichten-Agentur (kna) in Leipzig. Die von der Republik Moldau abtrünnige, pro-russische Region Transnistrien werde von Russland als eigenes Territorium betrachtet.

Lodeserto berichtete, aktuell befänden sich in Transnistrien 1.500 russische Soldaten und etwa 26.000 Tonnen russisches Kriegsgerät und Waffen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vor wenigen Wochen eine Vereinbarung von 2012 annulliert, die Transnistrien als Teil von Moldau deklariere. Zudem sei in dem Landstreifen im Osten von Moldau vor wenigen Tagen zu einer Art Mobilmachung aller Männer unter 55 Jahren aufgerufen worden, so Lodeserto.

Zugleich kritisierte der leitende Geistliche Versäumnisse der EU; es sei "absolut notwendig", dass die EU in der Region eine größere Verantwortung übernimmt. Sie müsse auch die Zivilbevölkerung in Moldau näher an Europa heranführen. "Das hätte sie schon längst tun sollen; aber bislang gab es - von einzelnen Ländern wie Deutschland und Polen abgesehen - keine große Aufmerksamkeit der europäischen Politik für dieses kleine, arme Land."

Auf die Frage nach Möglichkeiten für eine Beendigung des Krieges sagte Lodeserto: "Frieden verlangt Mut - auch einen Frieden zu akzeptieren, der seine Grenzen hat." Das Problem sei nicht der Wille zum Frieden; den gebe es. "Das große Problem ist die Voraussetzung für den Frieden: Dialogbereitschaft; die gibt es nicht." Die Verantwortung dafür sieht der katholische Geistliche in Teilen auch beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Die Katholiken in der Republik Moldau sind eine Minderheitenkirche mit etwa 20.000 Mitgliedern. Seit 2001 besteht das Bistum Chisinau mit Sitz in der gleichnamigen Hauptstadt des Landes. Die Bevölkerung des osteuropäischen Landes gehört zu über 90 Prozent der orthodoxen Kirche an.

Autor:

Katja Schmidtke

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