Ordination von Sally Azar
Ein Lichtblick in Hoffnungsarmut

Foto: Wolfram Hädicke

Ein Hoffnungszeichen war die Ordination der ersten palästinensischen Frau, der Vikarin Sally Azar, am 22. Januar in der Jerusalemer Erlöserkirche. Damit beginnt ihr Dienst in ihrer Heimatkirche, der Ev.-Luth. Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (EJCHL).

Von Wolfram Hädicke

Studiert hatte sie in Beirut und Göttingen. Ihr Vikariat absolvierte sie in der Regie der anhaltischen Landeskirche in Berlin. Mitgefeiert haben die deutsche Gemeinde an der Erlöserkirche sowie weit über 100 Geistliche aus den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) von Kanada über die USA, Südafrika, Skandinavien bis Anhalt. Ich durfte der Delegation des Berliner Missionswerkes und des Jerusalemsvereins angehören – den traditionellen Unterstützern der ELCJHL. Anwesend waren unter anderem die schwedische Erzbíschöfin, die estnische Generalsekretärin des LWB, eine Reihe von Bischöfen und die Pfarrerschaft der gastgebenden Kirche. Aus Deutschland waren die leitenden Geistlichen der Ev. Landeskirche Anhalts und der Ev. Landeskirche in Baden vertreten. Dies war nicht nur ein eindrucksvoller Rückenwind für die Ordinandin sondern ein Zeichen der Solidarität mit den bedrängten Christen im Heiligen Land. Der Gottesdienst war liturgisch eindrucksvoll und im Anschluss wurde ausgelassen gefeiert. Für einen Moment war das konfliktträchtige Umfeld ausgeblendet: die Zerrissenheit des Heiligen Landes, die Besetzung und das, was das mit den Palästinensern macht. Ihr Leben hinter Stacheldraht und Mauern, ohne Freizügigkeit, unterdrückt von außen und durch die eigenen Leute, in Perspektivlosigkeit bis hin zu Verzweiflung. Wir haben dies in Augenschein nehmen können in Bethlehem, Beit Jala, Beit Sahour und Ramallah und haben es bestätigt bekommen durch die Pfarrer unserer Partnerkirche, durch Beobachter des ökumenischen Begleitprogramms und Diplomaten. Und wir haben es erfahren durch unseren Besuch des Tent of Nations, wo ein christlicher Bauer seit drei Jahrzehnten um sein Land kämpft und darauf ausharrt. Wie aufgeheizt auch für Christen die Situation ist, konnten wir auf dem Zionsfriedhof besichtigen, wo israelische Jugendliche mehrfach Gräber zerstört haben. National-religiöse Fundamentalisten fühlen sich offenbar durch die gegenwärtige Regierung ermutigt. Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem Theophilos III. beklagt öffentlich, dass im vergangenen Jahr so viele Übergriffe auf christliche Einrichtungen geschehen sind wie seit Menschengedenken nicht. So muss man sich um Israel als Heimstatt der Juden Sorgen machen. Nicht allein wegen der Menschenrechtsverletzungen an den Palästinensern, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sondern auch in Bezug auf das, was das mit der israelischen Gesellschaft macht: die fortschreitende Polarisierung zwischen national-religiösen und säkularen, zwischen Siedlern und Friedensaktivisten, zwischen Falken und Tauben. Der Friedensprozess ist tot. Das Projekt Israel als Licht für die Völker steht im Begriff sich selbst zu beschädigen. Gebe Gott, dass die Gewalt auf beiden Seiten gestoppt werden kann und endlich Friede wird – Schalom, Salam für die Menschen im Heiligen Land und weltweit.

Der Autor ist Pfarrer i.R. aus Dessau

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