Klarstellung zur Ukrainisch-Orthodoxen Kirche
Welche Trennung?

Das Oberhaupt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, Metropolit Onuphriy  | Foto: Sergento/CC BY-SA 4.0/commons.wikimedia.org
  • Das Oberhaupt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, Metropolit Onuphriy
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Am letzten Wochenende trafen sich Bischöfe und Gemeindevertreter der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die formell dem Moskauer Patriarchat angehört (UOK-MP), in Kyiw, um über die Zukunft ihrer Kirche zu beraten. Seitdem wurde auf fast allen medialen Kanälen die Nachricht verbreitet, sie hätte sich von der Zugehörigkeit nach Moskau losgesagt, und Moskau hätte dem auch zugestimmt.

Dabei kann man noch nicht wirklich von einer sensationellen Entwicklung sprechen, denn konkret hat sich wenig verändert. Die UOK-MP hat lediglich ihren selbst-administrierenden Status gegenüber dem Patriarchat bestätigt, einen Status, den sie schon seit 1991 innehat. Außerdem hat sich das Treffen für eine Präzisierung der internen Statuten ausgesprochen, doch die sind noch nicht geändert.

Für die Russisch-Orthodoxe Kirche und das Moskauer Patriarchat ist diese Entwicklung nur eine natürliche Antwort auf die weiterhin „feindliche Umgebung“, der die Kirche in der Ukraine ausgesetzt ist, so Metropolit Hilarion (Alfejew), Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats. Sie wolle sich lediglich als das darstellen, was sie schon die ganze Zeit in Wirklichkeit ist: eine nur geistlich mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Kirche. Der Metropolit überging schweigend, dass das Treffen auch Kritik an Patriarch Kirills öffentlicher Unterstützung des Krieges äußerte.

In der Liturgie am Sonntag hat das Oberhaupt der UOK-MP, Metropolit Onuphriy (Berezovskiy) eine andere Kommemorationsformel als bisher benutzt. Anstatt den Moskauer Patriarchen Kirill als seinen direkten Vorgesetzten zu kommemorieren, zählte er alle Oberhäupter der selbstständigen orthodoxen Kirchen auf. Das ist gängige Praxis für das Oberhaupt einer solchen selbstständigen Kirche. Allerdings benutzte er die Reihung nach Moskauer Praxis, das heißt, er berücksichtigte nicht die Patriarchen von Konstantinopel und Alexandrien oder die Erzbischöfe von Griechenland und Zypern, denn diese haben ja die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) als eigenständige Kirche anerkannt. Das wiederum zeigt, dass die UOK-MP, obwohl sie am letzten Treffen auch die Bereitschaft zum Dialog mit der OKU angedeutet hat, noch lange nicht bereit ist, diesen Dialog unvoreingenommen anzufangen.

Was sich tatsächlich in der ukrainischen Kirchenlandschaft ändern wird, ist noch lange nicht abzusehen. Eine eindeutige Trennung zwischen UOK-MP und dem Moskauer Patriarchat ist es aber auf jeden Fall nicht. Es könnte sich in die Richtung entwickeln, aber nicht eindeutig. Zunächst wirken die Beschlüsse als Versuch, den Schaden zu begrenzen, wobei auch ganz deutlich ist, dass die UOK-MP sich immer schwerer tut, sich einheitlich nach außen darzustellen. Die sensationelle Berichterstattung über diese letzte Entwicklung mag sich daher als selbst erfüllende Prophezeiung entpuppen und die Trennung zwischen UOK-MP und Moskau vorantreiben.
Sebastian Rimestad (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig)

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Online-Redaktion

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