Freitag, vor eins
Unsere Seite 1 – Von früher, Postkarten und WhatsApp

G+H Nr. 32 vom 11. August 2019 (8. Sonntag nach Trinitatis) | Foto: G+H
  • G+H Nr. 32 vom 11. August 2019 (8. Sonntag nach Trinitatis)
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Ich bin jetzt in diesem gewissen Alter. Dem Alter, in dem ich Geschichten erzähle, die mit „Früher…“ ansetzen. Meine Tochter starrt mich dann mit großen Augen und offenem Mund an.

Früher gab es nur das Sandmännchen, nicht noch eine Folge „Petersson und Findus“ um 20.36 Uhr. Früher gab es kein Netflix, kein Internet, es gab nicht mal Handys. (Meine Mutter würde jetzt ergänzen: Und dennoch sind wir nicht auf der Wurstsuppe hergeschwommen.)

Kürzlich im Familienurlaub wurde mir der Wandel der Zeiten deutlich bewusst. Postkarten! Wer schreibt noch Postkarten? Vor 150 Jahren kamen sie erstmals auf den Markt, wurden sogleich als „unanständige Form der Mitteilung auf offenem Postblatt“ kritisiert und erfüllten doch das dringende Bedürfnis nach vereinfachtem und raschem Informationsaustausch, schreibt das Berliner Museum für Kommunikation anlässlich der Postkarten-Sonderausstellung.

Im Urlaub wollte meine Tochter also diese frühe Kulturtechnik kennen lernen. Sie malte und kritzelte freudig darauf los; für Erwachsene nicht zu entschlüsselnde Nachrichten an die daheimgebliebenen vierjährigen Freunde. Ein Briefkasten war erstaunlich schnell gefunden. Leider fiel mir zwei Stunden später ein, dass ich nicht alle Adressen komplettiert hatte. Ich wollte über WhatsApp noch nach der Hausnummer fragen…

Gefühlt verschicken wir heute eine Millionen mehr WhatsApp-Nachrichten als Postkarten. Die Post hat unterdessen das Porto von 45 auf 60 Cent erhöht und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) regt an, dass Briefe und Postkarten nur noch an fünf statt sechs Tagen in der Woche zugestellt werden müssen. Sie sehen: früher, ja früher…

Nach 150 Jahren scheint die Postkarte ausgedient zu haben, oder? Mein Herz hüpft jedenfalls, wenn ich ein schönes Motiv aus Südtirol, vom Gardasee oder aus Schweden aus dem Briefkasten ziehe. Meine Tochter starrt mich an – und hüpft dann mit.

In diesem Sinne: Ein frohes Wochenende und viel Freude beim Lesen der neuen Ausgabe. Möge Ihr Informationsbedürfnis gestillt werden.

Unsere Themen:

  • Mehr Freude, weniger Frust: Welche Rolle das Ehrenamt in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands spielt und was Kirchenälteste einfordern sollten
  • Was das Gesetzt erlaubt: Fragen und Antworten zur Gemeindekirchenrats-Wahl
  • Dienst ohne finanzielle Regelung: Warum eine Prädikantin ihren Ehrenamt niederlegte

Außerdem:

  • Sommerinterview: Gemeindeberaterin Juliane Kleemann über den  Zusammenhang von Taufe und Mitgliedschaft 
  • Rückblick: Die Allianzkonferenz in Bad Blankenburg und ihre Denkanstöße
  • Eine Welt: Aus Kenia kommen Spitzensportler – und nun auch Turnschuhe. Es ist der erste Laufschuh „made in Kenya“.

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Autor:

Katja Schmidtke

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