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Lieb und teuer

Von Katja Schmidtke

Endlich! Fünf Jahre nach der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab einem Jahr, hat die Bundesregierung erkannt, dass Masse nicht Klasse schlägt. Nachdem in den vergangenen Jahren viele neue Krippen und Kindergärten entstanden sind, soll nun bei der Qualität nachgebessert werden.
Mit dem »Gute-Kita-Gesetz« stellt der Bund den Ländern in den kommenden vier Jahren 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Sie sollen das Geld in eine bessere Betreuung investieren: Mehr Personal einstellen, die Öffnungszeiten ausweiten oder die Gebühren senken, bis hin zur kostenlosen Kita. Letzteres ist ein fatales Zeichen. Was ist etwas wert, das nichts kostet? Kindergärten sind nicht wertlos. Sie sind wertvoll und im besten Fall voller Werte – als Orte der Bildung, der Integration oder des Glaubens.
Es ist vollkommen richtig, dass Menschen, die Hartz IV oder Wohngeld erhalten, keine Elternbeiträge zahlen müssen. Aber nicht immer entscheiden finanzielle Gründe über den Besuch eines Kindergartens: Schon jetzt zeigen Studien, dass weniger Kinder aus armen Familien oder solchen mit Migrationshintergrund in einen Kindergarten gehen. Wenn nun allen Eltern die Gebühren erlassen werden, ist das ein Wahlgeschenk, von dem nur Besserverdiener profitieren.
Das Geld, das einige Bundesländer in die Abschaffung der Gebühren investieren, steht den Erziehern zu. Der Betreuungsschlüssel muss vor allem im Osten verbessert werden. In Sachsen-Anhalt kümmert sich eine Erzieherin um 6,4 Kleinkinder, in Baden-Württemberg sind es drei. Wir brauchen mehr Erzieher, gut ausgebildete und gut bezahlte Erzieher. Erzieher, die in einem starken Kollegium tätig sind, das mit den Belastungen, die dieser Beruf mit sich bringt, umgehen kann. Das sollte uns lieb und teuer sein.

Autor:

Online-Redaktion

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