Zusammenfassung
Kirchentag will Veränderung

Schlussgottesdienst "Alles hat seine Zeit"  | Foto:  epd-bild/Tim Wegner
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Auftritte von Kanzler Scholz und Außenministerin Baerbock sowie ein Gottesdienst mit politischen Botschaften haben den Abschluss des Kirchentages in Nürnberg geprägt. «Wir sind alle die 'Letzte Generation'», sagte Pastor Quinton Ceasar.

Glaubensfest und Ort für politische Debatten: Am Sonntag ist der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Ende gegangen. Beim Schlussgottesdienst rief Pastor Quinton Ceasar angesichts der weltweiten Krisen wie der Klimakatastrophe zu mutigen Entscheidungen auf, «die wirklich Veränderung bewirken». Tags zuvor waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei dem Christentreffen zu Gast und hatten unter anderem die Pläne zur Reform des Asylrechts in der Europäischen Union (EU) verteidigt.

An den beiden Freiluftgottesdiensten in der Nürnberger Innenstadt zum Ende des Kirchentages nahmen nach Angaben der Veranstalter bei sonnigem Wetter 25.000 Menschen teil. Dabei sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière: «Wir leben in Zeiten erschütterter Gewissheiten.» Die Zeiten seien schwierig, trotzdem müsse man zuversichtlich sein, sagte er. Der frühere Bundesminister nannte die Stichworte Schöpfung, Frieden, Verteilungsgerechtigkeit, Künstliche Intelligenz und Anfechtungen der Demokratie.

Pastor Quinton Ceasar formulierte Ungeduld angesichts der Probleme. «Wir können nicht mehr warten», sagte der aus Südafrika stammende niedersächsische Pfarrer. Wenn Jesus sage «Jetzt ist die Zeit», rufe er zur Veränderung auf, «zu mutigen Entscheidungen, die wirklich Veränderung bewirken», sagte der Pastor in Anspielung auf das Kirchentagsmotto «Jetzt ist die Zeit». Ceasar forderte Solidarität mit angefeindeten Homosexuellen, Flüchtlingen und Klimaaktivisten. «Wir sind alle die 'Letzte Generation'», sagte er unter großem Applaus der Besucherinnen und Besucher. Zugleich empfahl er, sich an die Liebe Gottes zu «kleben».

Bei dem Protestantentreffen mit rund 2.000 Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth hatten seit Mittwoch Zehntausende Menschen ihren Glauben mit Gottesdiensten, Gebeten und Musik gefeiert und zugleich über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen debattiert. Auf großes Interesse bei den 70.000 Besuchern stießen Podien zur Klimakrise und zum Krieg in der Ukraine.

Der evangelische Kirchentag findet alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Großstadt statt. Gastgeber 2025 ist Hannover. 2024 findet ein Katholikentag in Erfurt statt.

Am Samstagvormittag hatte Bundeskanzler Scholz bei einer Kirchentagsveranstaltung den Kompromiss der EU-Innenminister zur Reform des europäischen Asylrechts verteidigt. Der vereinbarte Solidaritätsmechanismus sei aus seiner Sicht ein faireres System als das aktuelle Verfahren. Am Abend sagte Außenministerin Baerbock, sie glaube, dass es mit dieser gemeinsamen europäischen Lösung «für die Mehrheit der Geflüchteten die Chance gibt, dass es besser wird». Gleichzeitig sprach sie von einer «schwierigen Entscheidung» und von den «sicherlich schwersten politischen Tagen», diese Abwägung zu treffen. Die Grünen-Politikerin steht wegen der Einigung zu den geplanten Verfahren an den EU-Außengrenzen in ihrer eigenen Partei unter Druck.

Gegen die geplante Verschärfung des EU-Asylrechts protestierten dagegen Teilnehmende des Kirchentags mit einer Resolution. Darin wandten sie sich gegen einen «Ausverkauf der Menschenrechte» und einen «Frontalangriff auf den Rechtsstaat und das Flüchtlingsrecht». Die Resolution wurde bei einer Veranstaltung im «Zentrum Menschenrechte» des Kirchentages verabschiedet. Eine große Mehrheit der rund 500 Anwesenden stimmte dafür. Allerdings gab es auch zweistellige Zahlen von Gegenstimmen und Enthaltungen. (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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