Angemerkt
Der andere Gerd

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Neulich im Thüringer Wald. Drei Menschen auf Zweirad-Tour. Mein Cousin Gert, seine Frau Silke und ich, der andere Gerd.
Von Gerd-Matthias Hoeffchen
Keine Ahnung, was sich unsere Mütter dabei gedacht haben, als sie uns diese Namen gaben. Am Ende trennt uns nur ein Buchstabe – aber ganze Lebenswege. Gert ist in Leipzig geboren und aufgewachsen. Gerd in Castrop-Rauxel. DDR – BRD. Junge Pioniere – christliche Jugendarbeit. Nationale Volksarmee – Bundeswehr. Ingenieurschule – Theologiestudium. Wir sind uns im Laufe der Jahre ein paar Mal begegnet. Goldene Hochzeit, Beerdigungen.
Jetzt wollen wir einander endlich näher kennenlernen. Wir rauschen durch die Wälder. Plötzlich taucht ein Ortsschild auf: „Gabe Gottes“ steht da. Ich staune, mache ein Foto. Das Schild sorgt bestimmt noch für Gesprächsstoff – mit meinen beiden Atheisten. Und so kommt es. Beim nächsten Stopp in einer Gaststätte reden wir über den Ortsnamen. Entstanden ist der im 17. Jahrhundert, als ein Bergarbeiter auf Erz stieß und Gott pries. Hmm, sagen Gert und Silke. Glaube, Himmel; damit können sie nichts anfangen. Irgendwann sage ich: Was unsere beiden Mütter wohl denken würden, wenn sie uns zuschauen könnten, vom Himmel? Plötzlich werden wir still. Irgendwie spüre ich: Vielleicht gibt es sie doch – diese Ahnung, diese Sehnsucht, dass am Ende etwas bleibt. Über alle Grenzen, Lebenswege und Weltanschauungen hinaus.


Autor:Online-Redaktion |
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