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Abendmahl: Der Streit darum war beim Münsteraner Katholikentag immer präsent

Beim Abschlussgottesdienst vor dem Schloss von Münster waren sie einfach da. Sie standen mitten unter den Katholikentagsbesuchern, und manche von ihnen trugen sogar einen blauen Schal. Doch als die Priester bei der Eucharistiefeier die geweihten Hostien austeilten, verschränkten sie die Arme vor der Brust. Dass Protestanten noch immer nicht an der katholischen Eucharistie teilnehmen dürfen, war eines der wichtigsten Themen des Münsteraner Katholikentags, der mit 50 000 Dauerteilnehmern und 25 000 Tagesgästen so gut besucht war wie kein Katholikentag seit 1990.
Deutschlands katholische Bischöfe wollten diesen Zustand bekanntlich ein bisschen ändern. Doch sieben katholische Bischöfe hatten nach Rom geschrieben und um eine Prüfung des Beschlusses gebeten. Und erst in der Woche vor dem Katholikentag hatte der Vatikan mitgeteilt, dass man die Entscheidung in dieser Sache an die Deutschen Bischöfe zurückverweist.
Das war die Ausgangsposition, als am Eröffnungsabend Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu den Besuchern des Katholikentages sprach. Der reformierte Christ, der selbst mit einer Katholikin verheiratet ist, kennt die Problematik konfessionsverschiedener Ehen aus eigenem Erleben: »Ich bitte um die Offenheit für weiteres ökumenisches Zusammenwachsen«, so Steinmeier. »Lassen Sie uns Wege suchen, den gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck zu bringen.«
Die unzähligen, stets überfüllten Ökumenepodien des Christentreffens griffen dieses Thema ebenfalls auf. Er spüre auf dem Katholikentag ein »grundsätzliches Drängen« nach der eucharistischen Gastfreundschaft für konfessionsverschiedene Paare, sagte etwa der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Er hoffe, dass es an dieser Stelle bald zu Regelungen komme: »Wir dürfen nicht ständig überlegen, was nicht geht, sondern müssen schauen, was geht.«
In ein ähnliches Horn stieß auch der Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige. Der Theologe und Orthodoxie-Experte ist auch Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. »Es gibt in den Gemeiden einige, die darauf warten, dass sie ein Wort der Ermunterung, des Trostes und der Bestätigung bekommen«, sagte Feige in Münster. Würde man diesen Vorstoß wagen, würde man ein Zeichen setzen und in der Ökumene konkret etwas weitergehen. »Es ist möglich, glaube ich, aber andere sind da eben anderer Meinung.«
Manche der Bischöfe, die sich an den Vatikan gewandt hatten, ruderten in Münster derweil vorsichtig zurück. Er habe den Brief unterschrieben, weil ihm als Bischof, der für die Weltkirche zuständig sei, an einer weltweit einheitlichen Lösung gelegen sei, sagte etwa Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, der in der Kirche in der Tat eher als überzeugter Anhänger der Ökumene denn als ihr Gegner gilt.
Dagegen hielt Kardinal Woelki an seiner Position fest. Er könne nur einer Regelung zustimmen, die mit der Weltkirche abgestimmt sei, so Woelki »Ich bin gespannt, wie uns das gelingen wird.«
Kardinal Marx indes schien bereits eine Lösung parat zu haben: Er sprach davon, einen Beschluss in »möglichst großer Einmütigkeit, was nicht Einstimmigkeit heißt«, herbeiführen zu wollen. Was dann wohl dazu führen wird, dass evangelische Ehepartner künftig zwar in vielen, aber eben nicht allen deutschen Bistümern an der Eucharistie teilnehmen können – denn ob ein Beschluss einer Bischofskonferenz in einer Diözese umgesetzt wird, verantwortet laut katholischem Kirchenrecht am Ende jeder Ortsbischof selbstständig.

Benjamin Lassiwe

Autor:

Online-Redaktion

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