Kommentar
Beredtes Schweigen

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Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch“, singen wir am ersten Advent.

Von Beatrix Heinrichs

Die Worte sind 400 Jahre alt. Der Anspruch, den sie vermitteln, aber besitzt zeitlose Gültigkeit. Wäre es nur nicht so schwer, ihm gerecht zu werden! Das Bild der offenen Tür wird unter Christen gern bemüht. Es soll zeigen: Seht her, wir üben uns in der Nachfolge Christi – wir heißen willkommen, sind tolerant, halten Widersprüche aus.

Doch die Alltagserfahrung lehrt: Durch weit aufgerissene Türen, da zieht es schon mal. Unangenehm ist das und nur schwer auszuhalten. Also, was tun wir? – Wir lehnen die Tür an oder schließen sie gleich ganz. Wer möchte sich schon einen Schnupfen holen. Das Bild der offenen Tür hat in jüngster Zeit Kratzer bekommen, die Scharniere quietschen, die Tür klemmt.

Ob es da hilft, im Nachhinein mit dem Ölkännchen loszurennen, so wie es der hannoversche Landesbischof Ralf Meister nach dem Rücktritt von Annette Kurschus getan hat? Reumütig gestand er ein, dass die Leitung der EKD Kurschus nicht genügend den Rücken gestärkt habe. Die Krisenkommunikation sei «unzureichend» gewesen, das Verhalten der EKD-Synode «erbärmlich“. «Wir sind auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche», brachte er seine Kritik auf den Punkt, in die er sein eigenes Handeln mit einschloss.

Mitgliederlos, bedeutungslos, gnadenlos: Soll das die Trias der Zukunft für unsere Kirche sein? Im Großen wie im Kleinen müssen gerade wir Christen uns fragen: Wie wollen wir miteinander umgehen? Und: Ist die vielbeschworene gute protestantische Debattenkultur nur mehr eine Monstranz, die wir vor uns hertragen – oder barmherzig gelebte Tradition? Der Nachhall der fortgesetzten EKD-Synodentagung wird es zeigen.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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