Folge 32 – 1986 und 1987
Auf dem Weg zum Konziliaren Prozess

Die Vereinten Nationen rufen 1986 zum "Jahr des Friedens" aus. Die Menschen, so die Kirchenzeitung, verbinden das mit großen Hoffnungen.

Von Dietlind Steinhöfel

Doch der Rückblick des Autors Uwe Koch ein Jahr später ist ernüchternd. "Die Betroffenheit und Hilflosigkeit des Einzelnen angesichts von Unfrieden und Unrecht haben auch Gemeinde-veranstaltungen, Friedensseminare und Synoden geprägt", schreibt er. Ermutigend jedoch sei, dass das Gespräch über einen Weg zu einem Konzil des Friedens nicht abreißt. Der nächstliegende Schritt sei die Konkretisierung der ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der DDR-Kirchen, die für 1988 in Dresden geplant wird. Ein positives Zeichen ist auch die Einladung der Russischen Orthodoxen Kirche nach Moskau zu einem Rundtischgespräch über nukleare Abrüstung.

Im April 1986 stirbt der schwedische Ministerpräsident Olof Palme durch ein Attentat. Im September 1987 werden deutschlandweit Olof-Palme-Friedensmärsche organisiert.

Neben den Fragen des Friedens spielen immer wieder Umweltthemen eine Rolle. Im Frühjahr 1986 wird von einer Krötenrettungsaktion aus Meiningen berichtet. Die Kirchenzeitung gibt Tipps zum "umweltfreundlichen Frühjahrsputz" ohne Chemie und berichtet über zahlreiche Umweltaktivitäten. Die Energiepolitik ist Mitte 1986 besonders im Fokus.

Nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl wird gefragt, ob die friedliche Nutzung der Kernenergie eine Zukunft hat. Im Interview sagt der Naturwissenschaftler Manfred von Ardenne aus Dresden, dass die Kerntechnik noch sicherer gemacht und menschliches Versagen durch Automatisierung ausgeschlossen werden müsse. Der Atomphysiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker sagte vor Berliner Studenten, dass sich seine Meinung im Blick auf die Kernenergie seit Tschernobyl gewandelt habe: Er könne sie nicht mehr als permanente Hauptenergiequelle der Menschheit befürworten.

Im Juni 1987 wird von einer Wallfahrt zur Kippe über dem Braunkohleveredlungswerk Espenhain anlässlich des Umweltgottesdienstes in Mölbis bei Borna berichtet. Es wird dort vorgeschlagen, für die Rekonstruktion der Schwelöfen, die stark Schadstoffe abgeben, republikweit zu sammeln. Daraus entsteht die nicht genehmigte Unterschriften- und Geldsammlung "Eine Mark für Espenhain".

Aufregung gibt es über "Ereignisse um die Zionskirche" in Berlin Ende November 1987. Chefredakteur Gottfried Müller zitiert unter anderem aus der offiziellen Mitteilung der Berlin-Brandenburgischen Kirchenleitung: Gegen Mitternacht sei ein Staatsanwalt in Begleitung der Staatssicherheit mit einem Durchsuchungsbeschluss erschienen. Es werden Vervielfältigungsgeräte und Papiere beschlagnahmt. Des Weiteren werden sieben Jugendliche, die noch vor Ort sind, festgenommen. "Die Staatsanwaltschaft hat den Verdacht, dass in den durchsuchten Räumen der Zions-Kirchengemeinde staatsfeindliche Papiere hergestellt wurden."

Fundstücke
Besuch: Der jüdische Theologe Schalom Ben Chorin, der für die Verständigung von Juden und Christen eintritt, besucht im Dezember 1986 Thüringen und hält Vorträge in Eisenach.
Spende: Der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin stiftet für die Kirche in Denstedt bei Weimar 5000 Mark. Er habe mit großem Interesse von der original erhaltenen Peternellorgel gehört, auf der Franz Liszt gespielt habe.
Leserreise: Erstmals bietet "Glaube und Heimat" für den Herbst 1987 eine Leserreise an, um den 1000. Geburtstag der Russisch-Orthodoxen Kirche mitzufeiern. Ziele sind Moskau, Sagorsk und Leningrad. Kosten: 1093 Mark.
Enttäuschung: Landesbischof Werner Leich äußert sich zur Herbstsynode 1987 enttäuscht, dass die der evangelischen Kirche vom Staat zugesagten regelmäßigen Informationsgespräche vorläufig nicht stattfinden.

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Online-Redaktion

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