Sterbebegleitung: In Jena eröffnet erstes stationäres Hospiz in Ostthüringen
Frieden schließen mit dem Tod

Die Aula der Lobdeburgschule konnte den Andrang kaum fassen. Hunderte versammelten sich, um der Eröffnung des Jenaer Hospizes beizuwohnen. Nach nur reichlich einem Jahr Bauzeit konnte die Wohnungsgesellschaft »jenawohnen« das fast 4 Millionen Euro teure Gebäude an die Hospiz- und Palliativstiftung übergeben. Jenawohnen-Geschäftsführer Tobias Wolfrum bezeichnete das Haus als einen »Ort der Hoffnung«.
Auf den Weg gebracht hat die Initiative Palliativmediziner Ulrich Wedding, Chefarzt der stationären Einrichtung im Universitätsklinikum. Zusammen mit dem seit 1995 existierenden Hospizförderverein entstand die Idee eines festen Hauses. An Fahrt gewann die Unternehmung durch die Hospiz- und Palliativstiftung, die zum Nikolaustag 2014 gegründet wurde. Als Spiritus rector konnte Wedding viele Jenaer Bürger begeistern, sich in das Projekt einzubringen. So konnte das Geld für Ausstattung und Betrieb durch Spenden von Privatpersonen, Stiftungen und Firmen eingeworben werden. Die Stadt Jena und das Land gaben auch einen Betrag dazu. »Es steht ein guter Stern über dem Vorhaben«, dankte Wedding zur Eröffnung allen Förderern, »Menschen, denen das Geschenk des Lebens nicht mehr lange vergönnt sein wird, haben Sie ein Haus gegeben.«
Das Hospiz erwartet in der kommenden Woche die ersten Gäste. Insgesamt stehen zwölf Zimmer für die stationäre Betreuung zur Verfügung – mit Pflegebett und einer Klappcouch für Angehörige ausgerüstet. Von jedem Raum ist der Zugang zu kleinen, intim gestalteten Innenhöfen möglich. Das Haus ist so strukturiert, dass die Flügel mit den Gästezimmern an einer zentralen Mittelachse angegliedert sind. Trotz der Schwere der Krankheit soll Begegnung stattfinden. Im Hospiz gibt es einen Wohn-Küchenbereich als zentralen Treffpunkt.
27 Mitarbeiter (vor allem Frauen) haben bereits ihren Dienst aufgenommen. Die Geschäftsführung hat Christiane Klimsch bereits vor eineinhalb Jahren übernommen. Sie bildet seit Jahren Pflegefachkräfte in der Palliativversorgung aus und weiß, worauf es bei der Arbeit in so einer Einrichtung ankommt: das Sich-Einlassen auf ständige Sterbebegleitung und die Betreuung von Angehörigen.
Begleitung ist ein großes Thema. Frieden mit dem Tod schließen, Gelassenheit gegenüber dem Unabänderlichen entwickeln, loslassen – ein schwerer Prozess. Gegenüber dem Eingang befindet sich der »Raum der Stille«, der deutlich höher ist als alle anderen Räume. Noch hallt jedes Wort nach, das dort gesprochen wird. Aber schon bald soll ein Schutzraum entstehen. Superintendent Sebastian Neuß hat eine Bibel als Geschenk mitgebracht.
Doris Weilandt

Autor:

Online-Redaktion

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