Wort zur Woche
Wie der E-Mail-Gruß zum Segenswunsch werden kann

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
2. Korinther 13, Vers 13

Die letzten Tage um Himmelfahrt und Pfingsten taten gut. Die allwöchentliche E-Mail-Flut, die am Montagmorgen anschwillt und dann bis zum Wochenende anhält, hielt sich durch die feiertägliche Verknappung der Wochen in Grenzen.

Trotzdem sind wir durch die gewachsene Distanz mehr und mehr auf digitale Kommunikation angewiesen. Und in den knappen Verabschiedungen und Grüßen am Ende unserer Nachrichten zeigt sich, wie beschleunigt unser Leben ist. So könnte man meinen, dass ein „LG“ vielleicht ein passender Ausdruck formhaltender, inhaltlicher Entleerung unserer digitalen Verabschiedung sei.

Ganz anders wählte Paulus seine Worte zum Ende seiner Briefe: Sie sind im Gegensatz bedacht und andächtig. Paulus’ Grußwort ist ein Segensspruch, der uns einiges abverlangt. Er beschränkt sich in seinem letzten Satz nicht nur auf die Form, nein, er verpackt hier seine ganze Theologie. Zudem verbindet er seine Verabschiedung auch mit einem Auftrag an uns.

Die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft kommen von Gott, sind ein unbedingtes Geschenk. Und doch muss der Mensch auch einen Schritt auf Gott zu machen. Denn erkennt er dieses Geschenk nicht, so kann es ihn nicht angehen. Paulus ist hier ganz Pädagoge, der uns anregt, darüber nachzudenken, wie wir uns zu der gegebenen Gnade, Liebe und Gemeinschaft verhalten, wie wir sie verstehen und umsetzen können.

Jetzt liegt zwischen einem „LG“ und dem Segenswunsch von Paulus ein offensichtlicher Unterschied in Form und Inhalt vor. Und es wäre wohl auch vermessen, einer alltäglichen E-Mail den Stellenwert eines Paulusbriefes zuzuordnen. Aber dem E-Mail-Gegenüber etwas mitzugeben, das mehr ist als die Form und auch Wertschätzung und Zuspruch ausdrückt, sollte unser Anspruch sein, damit wir über die Distanz die Gemeinschaft nicht vergessen.

Janik Palm, Religionslehrer am Christlichen Gymnasium Jena 

Janik Palm | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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