Predigttext
Lebensfreude steckt an

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Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn.1. Samuel 2, Vers 1

Welch ein Triumph! Man muss die Vorgeschichte nicht kennen, um zu ahnen: Dieser Text ist von einer Frau, die obenauf ist, die aber zuvor viel ertragen hat. Hanna, deren Wunsch nach einem Kind so lange unerhört geblieben war, die Frau, die gedemütigt wurde, wieder und wieder, sie hat einen Sohn geboren. Herzlichen Glückwunsch!

Von Albrecht Lindemann

Ein Teil des Lobgesangs steht ganz im Lichte dankbarer Lebensfreude. „Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn“ singt Hanna – ein Satz, der auch mich fröhlich stimmt. Die Freude über ein Kind wirkt ansteckend. Die Folgen ändern sich im Alter etwas, aber Abstumpfung kann ich nicht feststellen. Wo ein Kind geboren wird, kommt die Zukunft in den Blick mit vielen Hoffnungen und Wünschen.

Ein fröhliches Herz vermag auch berechtigte Sorgen für den Moment auszublenden und sich ganz freudiger Dankbarkeit hinzugeben. Hanna ist von starkem Glauben getragen, schon immer, so sieht sie auch auf ihren Sohn voller Gottvertrauen. Sie legt ein klares Bekenntnis zur Einzigartigkeit Gottes ab: Es ist niemand heilig wie der Herr, außer dir ist keiner. Er hält die Welt, die er geschaffen hat, in seiner Hand. Er hat sich ihr in Gnade zugewandt. Was auch immer kommen mag, er wird es wohl machen.

Hannas Psalm hat noch eine andere Seite, eine, die mich auch nicht unberührt lässt: Freude, Dankbarkeit und Gottvertrauen schlagen um. Es reicht nicht, dass die Unfruchtbare Kinder gebiert – die viele Kinder hatte, welkt dahin. Es genügt nicht, wenn die Hungrigen satt werden – die satt waren, sollen für Brot dienen. Die Stärkung des Schwachen geht einher mit dem Zerbrechen des Bogens der Starken. Auch das ist menschlich – leider. Es passt zur gegenwärtigen Rhetorik von Kriegstüchtigkeit, vom Sieg, der die Niederlage des anderen sucht, vom Wunsch, nicht nur selbst zu gewinnen, sondern den Verlierer am Boden zu sehen. Frieden ist so nicht zu finden.

Hanna lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Im Triumph muss alles heraus. Und doch ist da ein großer Unterschied zu den Wütenden in dieser Welt: Hanna legt alles in Gottes Hände, ihren Sohn, sich selbst und auch die Menschen, die ihr feindlich begegnet sind. Warum kann sie das? Weil sie erfahren hat, wie Gott Leid wendet. Der Herr wird richten der Welt Enden.

Albrecht Lindemann, Pfarrer in Zerbst | Foto:  A. Lindemann
Autor:

Online-Redaktion

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