Predigttext
Gott an Gott erinnern

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Mose wollte den Herrn, seinen Gott, besänftigen und sprach: Ach Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? … Kehre dich ab von deinem glühenden Zorn.2. Mose 34, Verse 11+12

Mose ist noch bei Gott auf dem Berg Sinai, es hat deutlich länger gedauert. Die im Tal wartenden Israeliten werden unsicher: Ob Mose überhaupt wiederkommt? Die Abwesenheit von Mose deuten sie als Gottesferne.

Von Tobias Schüfer

Zusammen mit Aaron wird schnell Abhilfe geschaffen, aller Goldschmuck eingesammelt, eingeschmolzen, eine Figur gegossen, wie sie andere auch haben: Das Goldene Kalb ist der neue Gott.

Gott reagiert darauf sehr emotional, er wird mehr als wütend. Noch eben hat er sein Volk aus Ägypten befreit, sicher durch das Rote Meer geleitet und in der Wüste bewahrt. Wie schnell kann man vergessen? Sein Volk wendet sich von ihm ab, so wendet er sich von seinem Volk ab. Auffällig: Gott spricht schon nicht mehr von „seinem Volk“, er sagt zu Mose „dein Volk“. Gottesvergessenheit hat schlimme Folgen.

Als wüsste er, dass Moses es gleich nochmal fürbittend versuchen wird, wehrt Gott schon im Voraus ab: „Und nun lass mich …“ Sein Entschluss steht fest: Sein Zorn wird über sein Volk entbrennen. Doch Mose lässt Gott nicht. Zunächst stellt er zwei Fragen, fragt nach dem Warum. Mit der ersten Frage fragt er Gott nach Sinn und Ziel der Vergeltung. Mit seiner zweiten Frage erinnert Mose Gott an die Folgeschäden: Was werden die Ägypter, was werden die Nachbarn denken? Gerade durch Gottes machtvolle Taten an seinem Volk sollten sie doch zur Gotteserkenntnis gelangen. Unbeirrt spricht Mose dabei von „deinem Volk“ und appelliert an Gott, er möge sich erinnern, was er Abraham, Isaak und Jakob zugesagt habe. Er erinnert Gott an seinen eigenen Schwur. Fürbitte kann bedeuten, Gott an Gott zu erinnern.

In alledem geht es noch nicht um Vergebung, hier geht es um Kontinuität. Mose möchte Gott zur Fortsetzung seines Weges veranlassen, den er bei Abraham begonnen hat. Weil er weiß, dass es ohne Gott nicht gehen wird. Und es gelingt: Durch diese Fürbitte lässt Gott sich bewegen, lässt ab von seinem Vorhaben. Und fortan spricht Gott wieder von „seinem Volk“. 

Der Autor ist Regionalbischof  für den Bischofssprengel Erfurt.

Regionalbischof Tobias Schüfer  | Foto:  Andreas Pöcking
Autor:

Online-Redaktion

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