Blickwechsel
Russland und die Kirchen nach der Wahl

Der Kreml, das Zentrum der Macht in Russland  | Foto: epd-bild/Norbert Neetz
  • Der Kreml, das Zentrum der Macht in Russland
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Russland hat gewählt. Das Ergebnis der weder freien noch fairen Präsidentenwahl in Russland stand schon vorher fest: Wladimir Putin konnte sich erneut zum Sieger küren. Erste Proteste erstickte sein Regime am 17. März schnell durch Festnahmen.

Von Erika Gitt

Die christlichen Missions- und Hilfswerke haben Angst vor harten Konsequenzen – nicht nur für die Hilfswerke selbst, sondern vor allem für die mit ihnen verbundenen Christen in Russland. Deswegen wolle man den Namen des eigenen Werks nicht im Zusammenhang mit der Wahl veröffentlicht sehen. Mehrfach ist die Sorge vor allzu deutlichen Verbindungen zum Westen zu hören.

„Licht im Osten“ ist zu einem vorsichtigen Statement bereit. Waldemar Benzel fasst die Lage der Gläubigen zusammen: „Die meisten Christen vermeiden es, öffentlich in Erscheinung zu treten. Sie ziehen sich in ihre Gebetshäuser zurück.“ Die Menschen fürchteten, „dass ihnen eine Verbindung zum feindlichen Westen und die Aufstachelung zum Hass zur Last gelegt werden können“.

Benzel zufolge unterstützen viele russische Christen den aktuellen Kurs der Regierung und heißen den Krieg in der Ukraine gut. Doch es gebe auch die anderen: die, die dem Auftrag Gottes – der Verkündigung des Evangeliums – treu bleiben, notfalls mit rechtlichen Konsequenzen. Auch das Gebet für Frieden zwischen Russland und der Ukraine könne ernsthafte Folgen haben: „Kürzlich wurde der Pastor einer evangelikalen Gemeinde festgenommen und zur Polizei gebracht, weil in seiner Gemeinde für die Ukraine und für den Frieden gebetet wurde.“

Benzels Fazit: „Es ist offensichtlich, dass die Daumenschrauben immer fester angezogen werden.“ Die totale Überwachung aller – besonders derer, die mit „der Politik des Hasses, der Rache und der Feindschaft“ nicht einverstanden seien und zur Liebe und zum Frieden aufriefen – werde immer stärker. Diejenigen, die für alle Menschen beteten und mit den Weinenden beider Kriegsparteien weinen, wüssten nie, ob sie am nächsten Sonntag wieder Gottesdienst feiern können.

Es scheint, dass Putins jahrzehntelange Strategie eines immer enger werdenden Korsetts für die Religionsgemeinschaften in Russland in diesen Tagen ihren Erfolg zeigt: Es gibt Christen, die aus Überzeugung hinter Putin stehen. Und wer das Regime Putin ablehnt, schweigt. Zu groß ist das Risiko.

(idea)

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