Blickwechsel
Äthiopien: Mit Naturkosmetik Brücken bauen

Ein Korb voller Kaffeekirschen: Mitslal Kifleyesus-Matschie bei der Ernte in Äthiopien in diesem Herbst | Foto: Foto: privat
  • Ein Korb voller Kaffeekirschen: Mitslal Kifleyesus-Matschie bei der Ernte in Äthiopien in diesem Herbst
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Von Doris Weilandt

Sie bringt Menschen zusammen, ist eine Multiplikatorin, eine Macherin im besten Sinn: „Ich zeige Licht, wo Licht gebraucht wird.“ Mitslal Kifleyesus-Matschie hat in jahrelanger Kleinarbeit ein Geschäft mit äthiopischen Produkten aufgebaut, das inzwischen 10 000 Bauern vor Ort eine Arbeit gibt und ihr ökologisches Bewusstsein schärft. Auf ihrem Boden bauen sie Früchte und Gemüse an. Sie sammeln in inzwischen unter Schutz gestellten Naturreservaten Kräuter und Tees, die in Äthiopien, aber auch in Deutschland verkauft werden. Mitslal Kifleyesus-Matschie ist immer unterwegs. Gerade ist sie wieder in ihrem Geburtsland, um Frauen zu schulen, die auf dem Land leben und die sich und ihre Familien von den selbst angebauten Produkten ernähren.
Dass Präsident Abiy Ahmed Ali den Friedensnobelpreis bekommen hat, ist für die ehemalige UNO-Mitarbeiterin und Abrüstungsexpertin ein starkes Signal. Sie ist überzeugt, dass Äthiopien mit ihm eine Chance hat, jahrzehntelange Feindschaften zu beenden und das Land auch im Innern zu befrieden. Zudem ist der Präsident ein Klimaaktivist, der der Verwüstung ganzer Regionen mit Aufforstungsprogrammen entgegen tritt.
Die promovierte Politikwissenschaftlerin Mitslal Kifleyesus-Matschie ging nach ihrer Scheidung mit ihren beiden Kindern nach Äthiopien, um sie mit ihrer ursprünglichen Kultur bekannt zu machen. Dort hat sie eine Firma aufgebaut, die den Bauern auf dem Land eine Lebensgrundlage gibt. „Die Bauern bei uns sind auf dem Stand des 16. Jahrhunderts – verglichen mit Europa. Sie brauchen aber heutzutage Geld, um ihre Kinder in die Schule zu schicken.“
Angefangen haben sie mit dem Kochen von Marmelade. Eigentlich ganz einfach, aber in Äthiopien ist alles schwierig. Es mangelte an einer grundlegenden Wertschöpfungskette, angefangen mit Gläsern und anderen elementaren Materialien. Sie ist damals zum Präsidenten gegangen und hat angefangen, für ihre Idee zu kämpfen. Es gelang. Ihre Bio-Produkte, die sie schließlich auf Märkten anbieten konnten, fanden reißenden Absatz und die Bauern Vertrauen in sich selbst. „Dann begann die Kosmetikstrecke, die auch sehr erfolgreich wurde“, erzählt Mitslal Kifleyesus-Matschie mit einem Lächeln. „Ich habe angefangen, eine Brücke zu bauen, und nun funktioniert es.“ Sie hat die Bauern weitergebildet, hat Kurse organisiert, Qualitätsmanagement, Zertifikate. Inzwischen ist sie auch Expertin für Biosphärenreservate, in denen Beeren und Wildkräuter geerntet werden. Dafür ist sie vom Club of Rome für den Umweltpreis „Grüne Helden“ nominiert, der für umweltschonende Produktion verliehen wird.
„Der große Teil unseres Lebens ist traditionell durch eine religiöse Basis reguliert. Die wirkt stärker als die Zivilgesellschaft, die nur wenig beeinflussen kann“, erklärt Mitslal Kifleyesus-Matschie. Sie ist Christin, die mehrfach im Leben die Kraft ihres Glaubens gespürt hat. „Wenn man in Äthiopien Probleme hat, geht man in die Kirche oder in einen dunklen Tunnel, um Gott zu begegnen.“ Danach finden die Menschen einen Weg, ihren eigenen.
Mitslal Kifleyesus-Matschie warnt aber davor, allen Menschen ein Heilsversprechen von Demokratie und Wohlstand zu geben. Sie ist überzeugt, dass massenhafter Konsum nicht nur ihr Geburtsland, sondern auch die gesamte Zivilisation zerstört. Dem will sie mit ihrer Art von Geschäften eine Alternative entgegensetzen: „Wir haben viele Menschen, aber nicht genug Ressourcen. Man muss ehrlich sein. Wir essen Blut, aber wir spucken Worte.“ Mitslal Kifleyesus-Matschie ist längst umgestiegen auf ein Leben des "Genug".

Mitslal Kifleyesus-Matschie ist mit ihren Naturkosmetikprodukten auf den Weihnachtsmärkten in Jena, auf der Erfurter Krämerbrücke und in Gotha am Schloss mit einem Stand vertreten.
ecopia-shop.com

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Online-Redaktion

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