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Wie naiv ist das denn?

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Das Friedenslicht kommt in unsere Welt. Wie jedes Jahr tritt es seinen Friedenszug von Bethlehem aus an. Ein lächerliches kleines Licht kommt zu uns kleinen Lichtern und will mit seinem Schein den Frieden bringen? Wie naiv ist das denn? Nichts weiter als eine harmlose, banale Geste!

Von Willi Wild

Nur Naivlinge glauben, Frieden mit friedlichen Mitteln zu erreichen, heißt es. Jeder vernünftige Mensch scheint zu wissen: Den Frieden erreichen wir nur mit Gegenwehr. Und wenn schon nicht den Frieden, dann zumindest Waffengleichheit. Ist die hergestellt, dann lässt sich verhandeln. Wenn der Gegner nicht ganz am Boden liegt, damit ihm der Sieger den Stiefel auf die Brust drücken kann, dann springt sogar für beide Seiten noch etwas heraus.

So gehen Friedensverhandlungen. Die Opfer auf beiden Seiten spielen keine Rolle. Machen wir uns nichts vor: Menschengemachter Friede ist lediglich ein Waffenstillstand. Leid lässt sich nicht verhandeln und schon gar nicht entschädigen. Versöhnung auf dem Schlachtfeld? Nahezu unmöglich.

25. Dezember 1914, in Flandern tobt der Erste Weltkrieg. In einem Schützengraben singt jemand "Stille Nacht", in Hörweite stimmt ein Brite mit "Silent Night" ein und auch in Französisch erklingt plötzlich "Douce nuit". Erbitterte Kriegsfeinde singen gemeinsam die Friedensbotschaft. Waffenstillstand. Ein Engländer kommt mit erhobenen Händen aus dem Graben und reicht den Deutschen die Hand. An den Schützengräben werden Kerzen aufgestellt.

"Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen", der in diesen Tagen oft zitierte Satz Bonhoeffers, mit dem Waffenlieferungen gerechtfertigt werden, kommt mir in den Sinn. Ich verstehe: Die Hand reichen zum Frieden, und die Welt steht still.

Autor:

Willi Wild

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