Selfie mit Muschel

Per pedes: Pilgern auf Schusters Rappen kann man nicht erklären, das muss man im wahrsten Sinne des Wortes erleben. Blasen an den Füßen gehören dabei auf jeden Fall dazu. Da kann die Romantik auch schnell mal auf der Strecke bleiben.  | Foto: Markus Jöhring – Fotolia.com
  • Per pedes: Pilgern auf Schusters Rappen kann man nicht erklären, das muss man im wahrsten Sinne des Wortes erleben. Blasen an den Füßen gehören dabei auf jeden Fall dazu. Da kann die Romantik auch schnell mal auf der Strecke bleiben.
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Jakobsweg: Seit 2003 gibt es den Ökumenischen Pilgerweg. Er führt auf etwa 470 Kilometern von Görlitz in Sachsen bis nach Vacha in Thüringen.
Von Thomas Barth

Jakobswege gibt es in Europa schon mehr als tausend Jahre. Ein Pilgerweg, der gerade fünfzehn Jahre alt ist, erscheint dagegen jung. Und doch ist es eine lange Zeit für eine Tradition, die in Ostdeutschland fast ausgestorben war und erst mühevoll wiederbelebt werden musste.
Seit dem Jahr 2003 gibt es hier erstmals wieder einen beschilderten Jakobsweg – den Ökumenischen Pilgerweg, der auf etwa 470 Kilometern von Görlitz in Sachsen bis Vacha in Thüringen führt. Am 6. Juli feiert er sein 15-jähriges Bestehen. Initiiert wurde er von Esther Zeiher, die damals angehende Religionspädagogin war.
Die Idee, wieder einen Pilgerweg einzurichten, sei ihr während des Studiums gekommen, berichtet sie. Das sei zunächst auf viel Unverständnis gestoßen. In ihrer Diplomarbeit, die sich mit religionspädagogischen Aspekten des Pilgerns beschäftigte, habe sie die wissenschaftliche Grundlage für den Ökumenischen Pilgerweg gelegt. In einem von verschiedenen Institutionen geförderten Projektjahr habe sie dann bis 2003 den Plan umgesetzt.
Zusammen mit Historikern und Altstraßenforschern seien so Teile der alten Handelsstraße Via Regia als Pilgerweg wiederbelebt worden. »Wir mussten unter heutigen Gegebenheiten Wege suchen, die gangbar sind. Manchmal war es ein Glücksfall, dass wir tatsächlich auf der historischen Strecke gehen konnten«, blickt sie zurück. Kommunen und Ämter mussten überzeugt, die Strecke festgelegt und Herbergseltern gefunden werden. Wegzeichen wurden angebracht und ein Pilgerführer geschrieben. Dabei hat Esther Zeiher viel Unterstützung von Menschen erfahren, die sich auch heute noch um den Weg kümmern.
Gefragt nach der Besonderheit des Ökumenischen Pilgerwegs, zitiert Esther Zeiher einen Herbergsvater aus Thüringen: »Die Menschen sagen, dass der Weg sie verändert hat. Er hat eine heilende Wirkung«. Es sei unglaublich, mit welcher Herzlichkeit man in den Herbergen empfangen werde, so Esther Zeiher. »Es wird dir geholfen, wenn du darauf angewiesen bist. Das ist christliche Gastfreundschaft«. Grundlage dafür seien die offenen Pfarrhäuser am Weg. Damit habe sich auch ein Stück kirchliche Willkommenskultur aus DDR-Zeiten erhalten, schätzt Esther Zeiher ein.
Der Weg knüpft bewusst an eine christliche Tradition an und führt Menschen zusammen, die auf der Suche sind, aber auch jene, die schon etwas gefunden haben. »Natürlich verbindet er die Menschen auch im Glauben, aber heute stellt sich eher die Frage nach dem Miteinander von Gläubigen und Nichtgläubigen. Es sind ja auch viele Atheisten oder Menschen mit einem völlig unterschiedlichen Glaubensbegriff unterwegs, zum Beispiel auch Buddhisten.«
Die Zahl der Pilger sei bis heute relativ konstant, so Esther Zeiher. Kritisch sieht sie die Wegbeschaffenheit an manchen Stellen: »Wo früher noch herrliche Feldwege waren, findet man heute oft Asphalt. Das ist nicht nur wegen der Bodenversiegelung eine Katastrophe, sondern es verursacht auch körperliche Schmerzen für all jene, die mit schwerem Rucksack den ganzen Tag auf hartem Untergrund unterwegs sein müssen.«
Der Ökumenische Pilgerweg wird ehrenamtlich durch einen Verein mit Sitz in Weimar betreut. Es gibt mehr als 100 Herbergen, die gegen Spende oder geringe Beträge Pilger aufnehmen. Der Weg ist mit der blau-gelben Jakobsmuschel ausgeschildert, und die Herbergen sind speziell gekennzeichnet. Im Pilgerführer, der aller zwei Jahre neu aufgelegt wird, findet man Adressen und Telefonnummern von Herbergen, dazu Karten, Informationen zu den Orten und geistliche Anregungen.
Im Jubiläumsjahr gibt es ein paar besondere Aktionen auf dem Ökumenischen Pilgerweg. Jugendliche, die 2018 fünfzehn Jahre alt sind oder werden, haben freie Übernachtung in allen nichtkommerziellen Herbergen. Aller 15 Kilometer sind Holzstäbe mit einer Muschel aufgestellt, die man fotografieren und die Bilder an den Trägerverein senden kann. Am 6. Juli finden an einigen der Stäbe gleichzeitig um 18 Uhr eine Andacht statt.
www.oekumenischer-pilgerweg.de

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Online-Redaktion

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