Sommercamp
Die Opfer sichtbar machen

- Auf ihrer Sommertour hat Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich (rechts) Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste getroffen. Hier ist sie im Gespräch mit der gebürtigen Leipzigerin Emma Roterberg.
- Foto: Paul-Philipp Braun
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Jugendliche im Sommercamp der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF) erforschen in der Gedenkstätte Buchenwald die Biographien der Opfer des Massenmordes. Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hat im Rahmen ihrer Präsestour das Projekt besucht.
Von Matthias Thüsing
In dem Sommercamp engagieren sich aktuell 15 junge Menschen in der Pflege der Bahntrasse, die ab 1944 das Konzentrationslager mit der Stadt Weimar verband. Darüber hinaus machen sie die Namen von Kindern und jugendlichen Häftlingen sichtbar, die per Bahn nach Buchenwald kamen oder von dort aus in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert wurden.
Hierfür gravieren sie auf großen Findlingen jeweils einen Namen ein und legen ihn neben der Bahntrasse ab. Anschließend recherchieren die freiwilligen Helfer mit Mitarbeitern der Gedenkstätte in Archiven zu den Lebensdaten der NS-Opfer.
Das Projekt „Gedenkweg Buchenwald“ erinnert seit 2007 an die rund 2000 Kinder und Jugendlichen, die in Buchenwald starben oder von dort aus mit Zügen in den Tod geschickt wurden. Über die Ergebnisse der Forschungen und Recherchen wird regelmäßig im Internet informiert.
Ins Gespräch kam Heinrich etwa mit der französischen Studentin Angela. Sie habe sich dem Sommercamp angeschlossen, um am authentischen Ort mehr über die Schoah und ihre Opfer zu lernen. Indem man während des Gravierens und der Recherche Zeit mit der Biografie getöteter Jugendlicher verbringe, entstehe eine Verbindung zu den Personen, sagte die Französin.
Auch die Berliner Studentin der Sozialwissenschaften, Selma, hält es für wichtig, sich mit den Biografien zu beschäftigen. Für die Täter seien ihre Opfer eine namenlose Masse gewesen. Es gehe in dem Projekt darum, das jeweils Individuelle wieder herauszuarbeiten. Der kirchliche Bezug sei ihr dagegen nicht wichtig gewesen.
Das Programm habe sie gereizt, und dass sie in Buchenwald mit anpacken könne: „Man muss etwas tun“, sagte die 19-Jährige. Das Thema Antisemitismus treibe sie um, besonders seit dem 7. Oktober 2023.
Die ASF wurde 1958 am Rande der EKD-Synode von Lothar Kreyssig (1898–1986) initiiert. Nach ihm ist auch das Ökumenezentrum der EKM benannt. Die Organisation organisiert Freiwilligendienste und Begegnungsprogramme in Europa, Israel und den USA.
Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und ihren Folgen ist für die Organisation seit ihrer Gründung Motiv und Verpflichtung für Handeln in der Gegenwart.
(epd)


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