Förderung für Dessauer Synagogenneubau
Pläne nehmen Gestalt an

In Dessau-Roßlau soll eine neue Synagoge gebaut werden. Dafür übertrug die Stadt am 8. November das Grundstück für den Anbau an das bestehende Gemeindezentrum an die Jüdische Gemeinde. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einem Tag der Zuversicht und Freude: »Jüdisches Leben wird in der Stadt wieder deutlich sichtbar«, betonte er.
Zugleich mahnte Haseloff mit Blick auf den 80. Jahrestag der Pogromnacht: »Diese Geschichte verjährt nicht. Man kann sie auch nicht bewältigen.« Es sei wichtig, Fragen zu stellen, über die Geschichte nachzudenken, den Bezug zur Gegenwart herzustellen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Der Regierungschef warnte vor Antisemitismus in Deutschland: »Rechtsextremistische und antisemitische Parolen werden nicht geduldet und konsequent bekämpft. In unserer Gesellschaft muss ein Klima der Toleranz und des gegenseitigen Respekts herrschen.« Nur dann könnten Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen in Frieden miteinander leben, so Haseloff.
Die Stadt Dessau-Roßlau teilte am 8. November mit, dass die Überlassung der 951 Quadratmeter großen Liegenschaft zweckgebunden sei. Für den Erwerb des Geländes habe die Stadt der Jüdischen Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 95 000 Euro gewährt. Zudem bekam die Gemeinde von der Stadt einen Baukostenzuschuss in Höhe von 100 000 Euro. Mit der Unterstützung bei der Errichtung der Synagoge soll auch ein deutliches Zeichen gegen erlittenes Leid und Unrecht in der Zeit des Nationalsozialismus gesetzt werden, hieß es.
Die Lotto-Toto GmbH in Sachsen-Anhalt fördert das Projekt ebenfalls und bewilligte der Gemeinde für den geplanten Synagogenanbau einen Zuschuss in Höhe von 300 000 Euro. Das gesamte Bauvorhaben umfasst nach Angaben der Stadtverwaltung etwa 1,7 Millionen Euro.
Die ursprünglichen, von der Kurt-Weill-Gesellschaft im Jahr 2014 angestoßenen Pläne zum Neubau einer Synagoge mussten aus Kostengründen geändert werden. Die Realisierung dieser Pläne hätte 2,5 Millionen Euro gekostet. Die Jüdische Gemeinde in Dessau zählt rund 300 Mitglieder. Hinzu kommen 170 Familienangehörige. Im jetzigen Gemeindehaus gibt es höchstens 50 Sitzplätze. Die neue Synagoge soll künftig bis zu 100 Besuchern Platz bieten und in Erinnerung an die jüdische Familie Weill den Namen Weill tragen. Albert Weill, der Vater des späteren Komponisten Kurt Weill (1900–1950) war einst Kantor der jüdischen Gemeinde in Dessau.
Der Gemeinde-Vorsitzende Alexander Wassermann wünschte sich, dass am 27. Januar 2019 die Grundsteinlegung für den Synagogenbau in Dessau erfolgt. Dies ist der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Ziel wäre es, den Synagogenbau bis zum 9. November 2020 abgeschlossen zu haben, so Wassermann.
In der Nacht zum 10. November 1938 wurden in Dessau die 1908 eingeweihte Synagoge, das Gemeindehaus und die Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof geplündert und niedergebrannt. Zuwanderer gründeten die Jüdische Gemeinde 1994 neu. Die neue Synagoge soll auf dem Grundstück gebaut werden, auf dem einst die alte stand. (epd)

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Online-Redaktion

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