Predigttext
(Un)Schwer

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Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6, Vers 2

In meinem Bücherregal stand lange Zeit ein Buch mit dem Titel „Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst“. In ihm beschreibt eine Mutter das Leben mit ihrem behinderten Kind.

Von  Barbara Vetter

Das Buch ist in den 70er Jahren erschienen, ein sehr offenes, berührendes Buch. Der Titel greift ein afrikanisches Sprichwort auf: „Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.“

Wir wissen nur, wie schwer die Last ist, die wir selbst zu tragen haben. Und die kommt uns meist schwer genug vor: die Last einer chronischen Krankheit etwa, die Last des Alters mit seinen Einschränkungen und Beschwerden, oder die Last von zu viel Arbeit und Verantwortung, die Last der überbordenden Bürokratie oder der wirtschaftlichen Unsicherheit und Bedrängnis, die Last der Sorgen, die einen bedrücken, oder auch die Last der Vergangenheit. Unsere eigenen Lasten kennen wir gut.

Wenn wir uns umschauen, merken wir: Nicht nur ich bin Belastungen ausgesetzt, andere auch. Manches wissen wir voneinander, manches nicht. Aber sei gewiss: jeder Mensch hat eine Last, die er tragen muss. Aber nun – dieses Bibelwort: "Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen."
Es geht auch anders. Nicht: Jeder muss sein Päckchen tragen, sondern: Lasst uns aufeinander achten und einander beistehen. Das ist eigentlich ein Wesenszug der christlichen Gemeinde. Sogar so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit. Das Gesetz Christi wird es hier genannt.

Das Gesetz Christi ist ein Verhalten, das Christus uns vorgelebt hat und das er uns zur Nachahmung ans Herz legt. Einer trage des andern Last mit. Das setzt voraus, dass wir uns gegenseitig Hilfe anbieten – und Hilfe annehmen! Dass wir nicht so tun, als wären wir stark genug, alles allein zu schultern. Dass wir manchmal einfach zugeben, dass wir Unterstützung gebrauchen können. "Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst." Wir können es voneinander nicht wissen, wenn wir es uns nicht gegenseitig mitteilen. Lasst uns das üben – um Christi willen! Lasten mittragen in der Gemeinde, und wir mittendrin – mal als Gebende, mal als Empfangende, und manchmal beides zugleich. Im Zuhören, in praktischer Unterstützung, in der Fürbitte. Und dabei merken wir, dass es am Ende Christus selber ist, der uns alle miteinander trägt und hält und stärkt und tröstet und segnet.

Die Autorin ist Pfarrerin im Kirchspiel Kohrener Land – Wyhratal.

Barbara Vetter | Foto:  Barbara Vetter
Autor:

Online-Redaktion

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