Predigttext
Gott und Mensch

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Jesus hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich Philipper 2, Verse 6+7

Von Alfred Spekker

Das Predigtwort hält uns das Werk Christi vor Augen: göttlich und menschlich sein in einem. Knecht zu werden, obwohl er der Herr ist. Mit dem Palmsonntag kommt der Weg nach Golgatha nach und nach zu seinem furchtbaren und erlösenden Höhepunkt gleichermaßen.

Ich schaue auf meine Gegenwart: In Frankenheim (Rhön) kämpfen wir gerade um den Erhalt der Grundschule, die einem neuen Schulnetzplan zum Opfer fallen soll. Es gibt viele Emotionen und viel Ärger über einen Beschluss, der zu allem Überfluss auch noch schlecht kommuniziert wird. Am Rande einer Veranstaltung ruft mir ein Mann zu: „Die machen doch ohnehin, was sie wollen und vertreten nur ihre eigenen Interessen!“ Ich bin am Wort „Interessenvertretung“ hängen geblieben und schaue mit diesem Wort auf den Christushymnus des Philipperbriefes. Wer vertritt dort wessen Interessen wie und warum?

Jesus entäußerte sich göttlicher Gestalt, nimmt die Gestalt des Knechtes an und wird den Menschen gleich. Er vertritt nicht eigene Interessen, geht nicht stur und unbarmherzig einen eigenen Weg. Er vertritt meine Interessen. Wenn er Mensch wird, lebt er auch als Mensch. Die Evangelien erzählen immer wieder davon, wie dieser Jesus von Nazareth die Menschen am Wegesrand und am Rand der Gesellschaft eben nicht übersieht, sondern ihnen nahe kommt und – noch wichtiger – hilft und heilt. Jesus vertritt damit das Interesse Gottes und das Interesse der Menschen, er ist auch in diesem Sinne wahrer Mensch und wahrer Gott.

Und dann geschehen Wunder: Menschen erleben die liebende und heilende Zuwendung Gottes. Menschen erleben, wie ihr Schicksal zum Subjekt der Liebe Gottes wird und sie nicht Objekt der Welt bleiben. Das war spannend auf dem Weg zwischen Galiläa und Jerusalem. Ich glaube, diese Spannung brauchen wir heute, gerade wenn wir in unseren Kirchen am Palmsonntag einen Hymnus auf Jesus Christus singen und predigen. Dieser Jesus hat immer in die Nachfolge gerufen – damals und heute. Und vielleicht kann ich dann eine Antwort finden auf die kritische Frage dieses alten Mannes und ihm sagen: Ich weiß, wer deine Interessen vertritt!

Alfred Spekker, Pfarrer in Frankenheim/Rhön | Foto: A. Spekker
Autor:

Online-Redaktion

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