Sympathischer Aufruf zu Toleranz: Firas Alshaters »Versteh einer die Deutschen!«
Humor gegen Vorurteile

Firas Alshater: Versteh einer die Deutschen!: Firas erkundet ein merkwürdiges Land. Berlin, ­Ullstein 2018. 240 S., 10 Euro
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Von Matthias Caffier

Im Jahre 2013 floh der Journalist und YouTube-Star Firas Alshater aus Damaskus nach Berlin. Seitdem versucht er, seine neue Heimat besser zu verstehen. Zusammen mit seinem Freund Jan Heilig hat er seine Erlebnisse und Beobachtungen in amüsanter und anschaulicher Weise aufgeschrieben.
Als besonders typisch »für dieses spezielle Land« erscheinen ihm zum Beispiel Fahrradfahrer, Hundefreunde, Rundum-Betreuung, Pünktlichkeit und Bürokratie. Doch bei all diesen Merkwürdigkeiten bezeichnet er neben der Demokratie zwei Dinge in unserer Gesellschaft als besonders wertvoll: »Und diese beiden Dinge sind die Freiheit und die außergewöhnlich große Aufnahmebereitschaft der Menschen hier«. Das, so bekennt er unumwunden, lässt ihn von Herzen ja zu seiner neuen Heimat sagen.
Gedanken über Religion hat sich Firas auch gemacht und meint, dass er selbst heute »so religiös wie der Durchschnittsdeutsche [sei], also eben nicht«. Trotzdem weiß er, welche Kraft Religion bieten kann und wie sehr sie in der arabischen Welt den Alltag der Menschen bestimmt. Diese Umstellung sei für die Menschen, die aus muslimisch geprägten Staaten nach Deutschland kommen, die eigentliche Herausforderung, »nicht weil sie in den Bereich einer anderen Religion wechseln, sondern weil es hier quasi gar keine Religion gibt. Das ist wie eine Leere, die sie spüren«. Bei der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, geht es ihm vor allem darum, »welches Deutschland« gemeint ist. Wenn man diese Frage nicht durch die Brille von Horst Seehofer betrachtet, dann gehört der Islam nach Firas’ Verständnis »genauso zu der bunten Lebenswelt hier, wie es etwa Yoga, McDonalds, Kaffee und Face­book tun, alles genauso wenig deutsche Kulturgüter«.
Also bittet er einfach um mehr Toleranz und stellt schließlich die Frage nach der Identität, die er kurz und bündig damit beantwortet, dass »du bist, was du tust«.
Firas ist Realist genug, seinen Traum von der Integration klein zu halten, aber er wünscht sich, dass er und seine Landsleute, die hierbleiben, »das Leben vielfältiger machen«. Er ist überzeugt, dass so ein Zusammenleben in Deutschland möglich ist. Ein sympathisches Buch, das auf humorvolle Weise hilft, Vorurteile abzubauen.

Firas Alshater: Versteh einer die Deutschen!: Firas erkundet ein merkwürdiges Land. Berlin, ­Ullstein 2018. 240 S., 10 Euro

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