Umwelt
«Die Zugspitze ist nur ein kleines Indiz für die globale Katastrophe»

 Till Rehm und Laura Schmidt von der Forschungsstation Schneefernerhaus erklären die Auswirkungen des Klimawandels auf den Zugspitzgletscher.  | Foto: epd-bild/Angelika Warmuth
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Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus liegt auf 2.650 Metern auf dem Zugspitzplatt.  Wissenschaftler verschiedener Universitäten und Einrichtungen forschen hier zu Themen wie Wasserkreislauf, regionalem Klima und globaler Atmosphäre. Der promovierte Geophysiker Till Rehm koordiniert die Wissenschaftsthemen in der Forschungsstation. Susanne Schröder sprach mit ihm. 

epd: Herr Rehm, was halten Sie von der Idee eines Requiems für den sterbenden Gletscher?
Rehm:
Jede Gelegenheit ist gut, um den Menschen das Thema Klimawandel näher zu bringen und zu zeigen: Da verändert sich definitiv was! Vielleicht erreicht man manche eher, wenn man ihnen die Folgen der Erderwärmung bei so einem Termin plastisch vor Augen führt. Und vielleicht werden konservative Leute vom kirchlichen Aspekt eher gepackt, als wenn es ihnen so ein grüner Birkenstockträger sagt, den sie eh' nicht leiden können.

Seit Jahren wird darüber berichtet, dass die Gletscher in Folge der Erderwärmung abschmelzen. Sind Sie als Wissenschaftler noch hoffnungsvoll, dass die Welt den Klimawandel in den Griff bekommt, oder haben Sie resigniert?
Ich ganz persönlich bin vollständig resigniert. Der Klimawandel war vor der Corona-Pandemie für eine gewisse Zeit ein wichtiges Thema, da hatte ich den Eindruck, es könnte etwas passieren. Aber dann kam Corona, und jetzt ist Krieg. Die Leute verdrängen einfach, war für ein riesiges Problem da auf uns zukommt - ich weiß nicht, wie sie das schaffen. Ich jedenfalls sehe an den Daten: Es passiert gar nichts.

Welche konkreten Folgen hat der Klimawandel für die Zugspitze und ihre Täler?
Dass der Gletscher hier oben verschwindet, ist im weitesten Sinne egal. Vielleicht haben die Touristikbranche und das Skigebiet damit ein Problem, weil sie das Prädikat «Gletscher» verlieren. Aber für den Wasserhaushalt im Tal und die Stabilität des Bergs ist das einerlei, denn dafür ist der Gletscher schon lange viel zu klein. Die wirklichen Dramen beim Thema Gletscherschmelze spielen sich anderswo auf der Welt ab, in Südamerika, im Himalaya. Dort wird Landwirtschaft mangels Wasser unmöglich, dort werden die Leute verdursten, weil kein Wasser mehr aus den Bergen kommt. Was hier bei uns auf der Zugspitze passiert, sind nur kleine Indizien für die Katastrophen, die anderswo auf die Menschen zukommen.

Autor:

Katja Schmidtke

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