Einheit bleibt Herausforderung

Weltkirchenrat: In dieser Woche trifft sich in Genf der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Auch Papst Franziskus wird dort zu Gast sein. Benjamin Lassiwe sprach mit ÖRK-Generalsekretär Olaf Fykse Tveit.

Der Weltkirchenrat wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Wo steht das Gremium heute?
Tveit:
Gehen Sie einmal 70 Jahre in der Geschichte zurück. Gucken Sie danach, wonach sich die Menschen damals sehnten: Das war die Gemeinschaft, der Austausch oder die gegenseitige Anerkennung zwischen den Kirchen, oder auch die Versöhnung nach dem Krieg. Aber zum Beispiel auch der theologische Dialog über die Frage, was uns als Christen vereint oder wie wir mit den historischen Spaltungen zwischen Kirchen umgehen. All das wurde in den letzten 70 Jahren thematisiert.
Wir haben heute noch keine perfekte, voll sichtbare Einheit zwischen den Kirchen, aber wir haben viele Formen, in denen wir unsere Einheit in Christus zum Audruck bringen können. Und wir haben auch eine starke gemeinsame Agenda mit Papst Franziskus und seiner Vision von Einheit.

Wo ist denn die Einheit heute schon sichtbar?
Tveit:
Ich war vergangenes Jahr in Wittenberg. Eine Veranstaltung enthielt die Feier der so genannten Lima-Liturgie. Das war eine Feier, an der sich Vertreter vieler Kirchen beteiligten, die vor 70 Jahren definitiv noch nicht das Abendmahl gemeinsam feiern konnten: Lutheraner, Reformierte, Methodisten, Anglikaner, Altkatholiken. Und ein römisch-katholischer Bischof sprach ein Gebet und nahm so an der Liturgie teil. Manchmal vergisst man, was man in den bilateralen ökumenischen Dialogen alles erreicht hat, und wie sehr der multilaterale Prozess im ÖRK das stimuliert hat.

Was erwarten Sie vom Besuch von Papst Franziskus?
Tveit:
Ich habe den Papst eingeladen, den ÖRK im Jahr seines 70. Bestehens zu besuchen. Dass er diese Einladung akzeptiert hat, und den ÖRK besucht, ist eine sehr starke Anerkennung der Arbeit des ÖRK als Gemeinschaft, aber auch als führende Institution in der ökumenischen Bewegung. Ich erwarte, dass viele, auch unsere Mitgliedskirchen, erkennen werden, wie eng unsere Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche heute sind und dass das zu mehr Kooperation und stärkerer Beziehung auch auf einer lokalen und nationalen Ebene führen kann.

Sollte die römisch-katholische Kirche Mitglied des ÖRK werden?
Tveit:
Ich glaube nicht, dass die Frage nach der Mitgliedschaft der Katholiken jemandem nutzt. Weder ihnen noch uns. Ich denke, es gibt Gründe für die römisch-katholische Kirche, nicht Mitglied solcher Institutionen zu werden –
ihre Größe, aber auch ihr Selbstverständnis. Aber schon heute gibt es eine sehr enge Kooperation, und eine sehr enge Zusammenarbeit.

Kürzlich waren Sie in Nordkorea. Welche Eindrücke bringen Sie mit?
Tveid:
Nordkorea ist nun an einem Punkt angekommen, wo man sich wirklich Gedanken darüber macht, wie man mit dem Nachbarn im Süden in Frieden leben kann. Der ÖRK ist in den letzten 40 Jahren an der Friedensarbeit in Korea beteiligt. Als wir dort den südkoreanischen Wiedervereinigungsminister getroffen haben, hat er uns dafür gedankt.

Autor:

Online-Redaktion

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