500 Jahre Luther in Zerbst
Einer der ersten Reformationsorte

Luther wird vom Zerbster Stadtrat empfangen, Gemälde von Max Korn (1907) | Foto: Museum der Stadt Zerbst, Foto: Liptak
  • Luther wird vom Zerbster Stadtrat empfangen, Gemälde von Max Korn (1907)
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Im musikalischen Festgottesdienst am Sonntag, 15. Mai, um 10 Uhr erinnert die Kirchengemeinde St. Bartholomäi Zerbst an Martin Luthers erste Predigt in Zerbst vor 500 Jahren. Der Reformator war am Sonntag „Kantate“, dem 18. Mai 1522, zu Gast in der Stadt. Gehalten wird der Gottesdienst von Pfarrer Albrecht Lindemann, die musikalische Gestaltung übernimmt die Zerbster Kantorei unter Leitung von Kreiskirchenmusikwart Tobias Eger.

Es erklingt die Kantate „Christ lag in Todesbanden“ (BWV 4), ein Frühwerk Johann Sebastian Bachs, das wahrscheinlich 1707 in Mühlhausen entstand. In der Choralkantate für Chor und Streicher variiert Bach das Osterlied Martin Luthers. Außerdem werden zwei Motetten von Heinrich Schütz aufgeführt, an dessen 350. Todestag in diesem Jahr erinnert wird, darunter „Verleih uns Frieden“ mit dem bekannten Luthertext. Die Kinder sind am Sonntag zum Kindergottesdienst eingeladen.

Im Rahmen des Zerbster Spargelfestes wird der Lutherbesuch in Zerbst am 19. Juni mit einem weiteren Gottesdienst gefeiert. Geplant ist in Anlehnung an die historische Ankunft Luthers 1522 zudem ein Empfang des Stadtrates mit der symbolischen Begrüßung eines Luther-Darstellers. Weiterhin ist für diesen Tag eine große Festtafel mit 500 Gästen vorgesehen.

Die Kirchen St. Bartholomäi, St. Trinitatis, die Kirchenruine St. Nicolai und das Gymnasiums Francisceum sind Zerbster Stationen auf dem Lutherweg Sachsen-Anhalt. www.lutherweg.de

Historischer Hintergrund

Zerbst war im 16. Jahrhundert mit 6.000 Einwohnern die größte anhaltische Stadt und einer der ersten Orte überhaupt, in denen sich die Reformation durchsetzte. Im Frühjahr 1522 sorgten Bilderstürmer und andere Eiferer nicht nur in Wittenberg für eine revolutionäre Stimmung, was keineswegs im Sinne Martin Luthers war, der sich zu dieser Zeit auf der Wartburg im Exil befand. Um gegen das drohende Chaos anzugehen, kehrte er zurück und begann am Sonntag „Invokavit“ in Wittenberg eine Reihe programmatischer Predigten. Vier Wochen nach Ostern brach Luther auf, um auch im Zerbster Augustinerkloster zu predigen. Zerbst war damals eine Stadt von großer Bedeutung. Die Zustimmung zu den reformatorischen Forderungen in der Bürgerschaft und die Unterstützung des Zerbster Rates waren auch für Luther und Melanchthon wichtig.

Luther predigte am 18. Mai 1522 über einen Text im 16. Kapitel des Johannes-Evangeliums im Neuen Testament. Wie viele seiner Predigten ist auch die vor den Ordensleuten heute als gedruckte Nachschrift erhalten, auch wenn sie naturgemäß keinen exakten Wortlaut bietet. Luther sprach über eines seiner zentralen Themen: die Rechtfertigung des Menschen vor Gott. In deutlichen Worten kritisierte er Geistliche und kirchliche Amtsträger, die nicht auf Gott, sondern auf ihre äußerlichen Werke vertrauten. Es war nicht der letzte Besuch Luthers in Zerbst. Er und noch stärker Philipp Melanchthon prägten die Entwicklung der Stadt in vielen Bereichen: durch Empfehlungen von Predigern, Ratschläge bei Streitfragen und auch bei der Entwicklung des Schulwesens. Den ersten Besuch und den Empfang Luthers durch den Stadtrat hat Max Korn auf einem großformatigen Ölgemälde zur 900-Jahr-Feier der Stadt 1907 festgehalten. Dieses hing lange in der Kirche St. Bartholomäi und befindet sich heute als Dauerleihgabe im Museum der Stadt Zerbst/Anhalt.

Anhang:

Autor:

Johannes Killyen

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