Landesgartenschau Torgau
Auch wenn es steinig ist: Hier ist Gott

"Ich bin schon da!“ – ruft der Igel dem Hasen im bekannten Märchen der Gebrüder Grimm zu. Nach einem Wettlauf ist vielleicht bei diesen hochsommerlichen Temperaturen nicht jedem zumute – auch nicht im schattigen Kirchenwäldchen der Torgauer Landesgartenschau. Hier muss aber auch gar nicht gerannt, sondern hier darf geruht werden.
Es ist schön zu sehen, dass viele der Besucher unser Motto „Nimm Platz! Atme auf!“ ganz wörtlich nehmen. In der ersten Halbzeit der diesjährigen sächsischen Landesgartenschau (Laga) waren schon manche im Kirchenwäldchen zugegen: Promis und Politiker, Nachbarn und Neugierige, Fangemeinde und Fremde. Sie können inmitten des Glacis Kirche einmal ganz anders erleben: ganz bewusst oder manchmal auch unbewusst.
„Gott ist hier und ich wusste es gar nicht.“, stellt Jakob fest, als er nach einer himmlischen Traumnacht vom Schlaf erwacht. Dabei war seine Schlafunterlage alles andere als bequem – ein Stein diente ihm als Kopfkissen. An diese biblische Erzählung erinnert ein großer Stein, der sich vor dem Eingang zur Zeltjurte im Kirchenwäldchen findet. Steine sind bis heute Wegmarken und Erinnerungszeichen. Wir errichten Gedenksteine, um etwas in Stein zu meißeln – Steine des Anstoßes oder auch Steine, auf die man bauen kann. Jakob richtet seinen Schlafstein auf, damit dadurch seine Erinnerung wachgehalten wird: Gott ist hier, und ich habe es gar nicht gewusst.
„Ich hätte gar nicht gedacht, dass Kirche so ist.“ – Ein Satz, den wir ab und zu auch schon von den Gästen im Kirchenwäldchen hören konnten. Nicht auf Kirchenmauern und Konfessionen festgelegt, sondern einladend und erfrischend – so lebt und glaubt die gastgebende Laga-Gemeinde in und mit dem Kirchenwäldchen.
Vielleicht reden wir deshalb oft vom Erfahren und Erleben von Kirche und Glauben, weil es gar nichts Festgelegtes ist – wie auch Gott nicht. Gott ist hier und da. Er kann felsenfester Glaubensgrund sein, aber auch beweglich und offen wie eine Jurte, die dennoch zugleich Schutz und Zuflucht bietet – für uns im Kirchenwäldchen vor allem vor Regen und zu viel Sonne. Wie eine Art Hut hat die Pfadfinderjurte ihren Platz im Kirchenwäldchen gefunden.
Gut behütet zieht auch Jakob seinen Weg weiter. „Ich bin mit dir, wo du hinziehst“, verspricht ihm Gott. Dieses Da(bei)sein ist bei Gott ganz nam(en)haft. Ob im weihnachtlich anmutenden „Immanuel“ oder im hebräischen JHWH – der Gottesname verspricht, dass Gott da ist, immer schon da war und dabeibleiben wird.
Von Menschen, die dabei sind, lebt auch das Kirchenwäldchen. Egal ob Mitwirkende, die eine Andacht gestalten oder Gäste, die sich eine Pause gönnen – sie alle machen auf ihre Weise das Kirchenwäldchen zu ihrem Ort. Sie nehmen Platz, atmen etwas vom besonderen Geist dieses Ortes, vom Geist Gottes.
Bethel – Haus Gottes: So wird Jakob den Ort nennen, an dem er seine ganz persönliche Gotteserfahrung gemacht hat. Auch ohne Grundstücksgrenze und Kirchturm weiß er nun: Hier ist Gott. Vielleicht machen auch Sie im Jurtenzelt oder unterm freien Himmelszelt eine (Gottes-)erfahrung, von der Sie bisher noch gar nichts geahnt haben? Viele Menschen waren schon hier – kommen auch Sie gerne dazu! Wir sind da. Gott ist da.
Cornelius Pohle, Pfarrer im Kirchenkreis Torgau-Delitzsch

Autor:

Online-Redaktion

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