Kompromissbereitschaft
Kirchliche Stimmen zur Wahl

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Diakonie: Soziale Frage muss in den Mittelpunkt gestellt werden
Die Kirchen rufen nach der Bundestagswahl zu Zusammenhalt und Kompromissbereitschaft auf. «Der Wahlkampf ist vorüber, jetzt muss gehandelt werden», forderte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sagte: «Jetzt nach der Wahl stehen die Parteien der demokratischen Mitte vor der anspruchsvollen Aufgabe, mit diesem Wahlergebnis konstruktiv und verantwortungsvoll umzugehen.»
Nach dem Erfolg der AfD will die Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in einen stärkeren Diskurs mit Anhängern der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften Partei treten. Seine Kirche werde neu überlegen, wie sie die Menschen erreiche, kündigte Landesbischof Friedrich Kramer an. Dazu gehöre es, sich in der Kampagne „#VerstaendigungsOrte“ zu engagieren und das Gespräch mit allen zu suchen.
Kramer sagte, für die Kirche müsse jedoch das Evangelium, das alle Menschen in ihrer gleichen Würde sieht, die Grundlage für diese Gespräche sein. Das sei die DNA von Kirche. Daher erwartet die Landeskirche von der neuen Bundesregierung, nicht nur das Thema Migration, sondern auch die Probleme der Klimakrise und der sozialen Ungleichheit in die politische Debatte zurückzuholen.
Vor dem Hintergrund des herausfordernden Ergebnisses der Bundestagswahl hat Sachsens Landesbischof Tobias Bilz zu Zuversicht und Zusammenhalt aufgerufen. Christen sollten jetzt die Möglichkeiten der Situation betonen, statt sich an den Schwierigkeiten abzuarbeiten. „Wir setzen mehr auf eine gemeinsame Kraftanstrengung als auf die Durchsetzungsfähigkeit einzelner Akteure“, sagte Bilz, der auch dem Rat der EKD angehört.
Mit Blick auf die hohen Zustimmungswerte für die in Teilen als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD sagte Bilz, von Abgrenzung und Schuldzuweisungen sei keine Lösung der Probleme zu erwarten, sondern eine Verschärfung der Situation.
Verschiedenheiten versöhnen
Der designierte Kirchenpräsident der Landeskirche Anhalts, Karsten Wolkenhauer, sagte der Kirchenzeitung, dass die Krise als Wendepunkt zum Besseren erst noch bevorstehe. "Die große Koalition kann Größe erreichen, wenn sie es versteht, Verschiedenheiten zu versöhnen, ermutigende Sozial- und Wirtschaftspolitik zu ermöglichen und Politik mit der ganzen Bevölkerung und für die ganze Bevölkerung zu machen", so der Theologe. „Die Bundestagswahl hat einen Gewinner: die hohe Wahlbeteiligung. Und Verlierer: Die Sprache in Debatten, die Kunst politischer Verständigung, den Weitblick zum Wohl von Generationen."
Als Konsequenz aus den Ergebnissen der Bundestagswahl dringt die Diakonie Sachsen auf mehr Augenmerk für soziale Fragestellungen. Ein funktionierender Sozialstaat bilde das Fundament für wirtschaftliche Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Wahlergebnisse in Sachsen zeigten, dass sich viele Menschen von der Politik nicht gehört fühlten, erklärte der Diakonie-Vorstandsvorsitzende Dietrich Bauer. „Dass ausgerechnet in unseren Regionen Kräfte erstarken, die weder soziale Gerechtigkeit noch eine starke Zivilgesellschaft fördern, muss uns alle alarmieren.“
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, erwartet von der neuen Bundesregierung, sich wahrnehmbar für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einzusetzen. Viele Menschen erfahren derzeit Ausgrenzung und Abwertung. Manche lebten mit Angst im öffentlichen Raum. "Jeder Mensch muss sich als in Würde angesehen erleben und ohne Angst unter uns leben können", so Stolte. Es gelte wieder mehr Menschen für die offene demokratische Gesellschaft zu gewinnen. „Herz statt Hetze“ bleibe für die Diakonie leitend. (red/epd)
Autor:Online-Redaktion |
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