Wort zur Woche
Mehr als Zierrat für St. Martin

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Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25, Vers 40b

Es ist schon ein paar Jahre her: In einer Kirche fristete am Ausgang eine unscheinbare Spendendose ihr schattiges Dasein. Die sonntägliche Kollektenschale war auf der gegenüberliegenden Seite deponiert und wurde moderat gefüttert.

Von Annegret Friedrich-Berenbruch

Nur bei genauerem Hinsehen konnte man die verblichene Sütterlinschrift auf der Dose entziffern: „Für die Armenpflege“. Der Wochenspruch aus dem Matthäus-evangelium konfrontiert mit den Armen und Geringsten in unserer Zeit. Der Weltenrichter Jesus hält genau drauf. Die Armen, die geringsten Brüder sind da, an jeder Ecke können sie uns begegnen. Da helfen weder Wegschauen noch Sprüche wie: Selbstgemachtes Elend oder da kann ich doch nichts machen! Arme habt ihr allezeit, sagt Jesus und fragt nicht, wie die Armen und Geringsten in diesen Stand kamen und wer daran Schuld hat. Jesus stellt sich bedingungslos an die Seite derer, die gescheitert sind, an sich selbst, in ihrem Umfeld, an der Gesellschaft, im Berufsleben.

Immer wieder klingeln an den Pfarr- und Gemeindehäusern die Armen, meistens sind es Männer. Ihre Bitten um Geld sind oft mit erstaunlichen Geschichten verbunden. Ich frage mich: Kann die kleine Gabe an der Haustür irgendetwas an der Situation der Bittenden ändern? Sicher nicht, zumal gar nicht klar ist, wofür das Geld ausgegeben wird! Dennoch, über alles Diskutieren und Abwägen hinweg, fordert Jesus Erbarmen. Alles, was wir denen in Not tun, das tun wir für Jesus und arbeiten stückweise mit an der Durchsetzung der Gerechtigkeit Gottes in unserer Welt, in der alle Menschen eine Würde haben! Das Jesuswort aus dem Matthäusevangelium ist tief in der DNA des Christentums verankert und darf nicht bloß als biblischer Zierrat für den Martinstag missbraucht werden. Jesus fordert unbedingte Solidarität und Empathie mit den armen und geringsten Brüdern und Schwestern. Deshalb lasst uns die Armen und Geringsten im Blick behalten, sie unterstützen und stärken, wo wir nur können. Fangen wir immer wieder mutig damit an.

Die Autorin ist Kreisoberpfarrerin in Dessau. 

Foto: A. Friedrich-Berenbruch
Autor:

Online-Redaktion

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