Predigttext
Eine neue Blickrichtung

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Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.Römer 8, Vers 25

Ich sehe was, was Du nicht siehst“ – lange Reisen mit Kindern werden auf diese Weise kurzweilig, wenigstens für einen Moment. Statt dem lästigen Quengeln und dem sich in immer kürzeren Abständen wiederholenden Klassiker „Wann sind wir endlich da?“ wird die Welt entdeckt.

Von Antje Pech

Ohren auf für die Botschaften des Gegenübers. Augen auf für das, was alles noch so da ist. Und nicht zu vergessen: die Freude, wenn doch gesehen wird, was andere im Blick haben. Ein Spiel für bzw. gegen die Langeweile.

In Beratungszusammenhängen wird erfolgreich mit Wunderfragen, Umdeutungen und Metaphern gearbeitet. So erschließen sich Zusammenhänge neu, und Wege öffnen sich an Stellen, an denen es nicht weiterzugehen scheint. Worte wirken auf die aktuelle Situation ein und verändern sie. Die schöpferische Macht von Worten – die Bibel weiß davon, wenn sie verkündet: „Am Anfang war das Wort.“ (Johannes 1, Vers 1)

Auch in den Worten des Paulus geht es darum, die Güte und das Lebendige nicht aus den Augen zu verlieren. Es gibt noch viel mehr als das Verstörende, von dem wir täglich hören oder das wir erleben und durchleiden müssen. Paulus möchte damit Stabilität vermitteln und eine Perspektive aufzeigen.

Und er geht noch einen Schritt weiter: Paulus spricht nicht nur von einer Veränderung der Blickrichtung. Sondern er benennt eine Wirklichkeit, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegt. Ob es „Wirklichkeit“ oder „Utopie“ ist, wird nicht entschieden werden können. Doch es gilt: Da ist etwas, wofür sich zu leben und zu lieben, zu hoffen und sich zu engagieren lohnt.

Während ich das schreibe, frage ich mich, wie weit ich mich selbst darauf verlasse. Halten mich die Worte von der zukünftigen Freiheit der Kinder Gottes? Und das nicht nur in den Krisensituationen, sondern auch im Alltag, der Geduld braucht und immer auch Geduld „verbraucht“? Ich denke an eine der Jahreslosungen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“. Und ich höre die Worte des Leipziger Theologen Alexander Deeg: „Wir suchen selbst, wir fragen selber. Wir sind eine zweifelnde, fragende Kirche, weil wir Gott nicht haben, weil niemand diesen Gott hat.“

Wir haben Gott nicht – das ist wohl so. Doch seine Verheißungen bleiben auf dem Weg zu uns. 

Die Autorin ist Pfarrerin  und Oberkirchenrätin in Dresden. 

Antje Pech | Foto: A. Pech
Autor:

Online-Redaktion

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