Synodenthema
Auf einer Klimakundgebung vom Glauben erzählen

Anna Nicole Heinrich | Foto: epd-bild/Heike Lyding

Das Schwerpunktthema der EKD-Synode in Ulm lautete "Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben". In ihrem Bericht erzählte EKD-Präses Anna Nicole Heinrich über ihre Rede bei einer Kundgebung. Lesen Sie hier einen Auszug aus ihrem Bericht vor der Synode:

Wann rede ich als Christin also über meinen Glauben, auch wenn es gerade nicht von mir erwartet wird? Die Momente, in denen ich mein Christsein in Kontexten zeige, die erstmal weit weg von Kirche sind, bei Menschen und an Orten, die in der Öffentlichkeit nicht direkt mit Kirche in Verbindung gebracht werden, prägen sich für mich ein. Eindrücklich war für mich ein solcher Moment im vergangenen September auf dem Klimastreik.

Dazu durfte ich in Erlangen auf der Kundgebung sprechen. Kurz vor der Bühne bekam ich vom Versammlungsleiter noch gesagt, dass er das nicht so toll finde, was ich da geplant habe, es sei eine weltanschaulich neutrale Bühne. Ich solle aber mal machen, ich sei frei, den Redeslot zu gestalten.

In meinem Redebeitrag habe ich dann nicht alle Fakten aufgezählt, die eh alle von den 2500 Anwesenden kannten. Stattdessen habe ich von unserem Gott erzählt, der Mut zur Veränderung macht, der Menschen immer wieder in Neuaufbrüche geschickt hat. Und doch. Auch wenn das sehr fordernd war, Menschen sich manchmal auch dachten, Gott hätte sie verlassen – und doch, Gott war bei ihnen.


"Das Beten hilft, weil das Gebet für mich der Ort ist, an dem ich Sachen zusammenbringe, die ich sonst nicht zusammenbringen kann"

Ich habe dann erklärt, wie viel Halt mir das oft gibt. Ich habe auch zugestanden, dass ich da an der Stelle auch oft "struggle", dass ich auch an meine Grenzen stoße, aber dass mir in diesen Situationen das Beten hilft, weil das Gebet für mich der Ort ist, an dem ich Sachen zusammenbringe, die ich sonst nicht zusammenbringen kann, die oft in einer eigentlich nicht aufzulösenden Spannung stehen.

Und dann habe ich mich getraut zu sagen, dass ich jetzt gerne noch beten würde. Anschließend habe ich circa 30 Sekunden geschwiegen, weil ich realisiert habe, was für ein großes Ding das gerade ist, andere an etwas teilhaben zu lassen, was ich sonst nur für mich persönlich tue. Aber da – alleine auf einer Bühne, vor Menschen, die, glaube ich, besonders eins nicht auf der Kundgebung erwartet haben, nämlich ein Gebet. Wie werden die reagieren?

Dann habe ich gebetet, in der Spannung, die ich bei mir selbst wahrnehme zwischen dem Impuls, andere bewegen und antreiben zu wollen, und der Ungeduld, die mich oft ergreift. Ich habe gebetet: „Gib mir die Kraft, die Notwendigkeit des Wandels immer wieder zu beschreiben, andere zu überzeugen.“ Aber eben auch: „Gib mir Geduld mit denen, die noch zögern, lass mich gnädig sein, und nicht alles besser wissen wollen.“ Das hat etwas ausgelöst, da hat sich nicht nur bei mir, sondern auch bei den anderen etwas bewegt.

Umbrüche und globale Krisen treiben uns um: Die Pandemie, der Krieg gegen die Ukraine, der Krieg im Nahen Osten und durchgängig aufdringlich die Klimakrise. Der Weg hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft, die Transformation unserer Wirtschaft, der Wandel unserer Lebensweise ist mit Zumutungen verbunden, wirft Fragen auf und führt bereits jetzt zu Konflikten. Die Bibel ist voll von Geschichten des Wandels, der Umkehr, des Neuanfangs – in ihnen begegnen Menschen Gott und schöpfen Hoffnung, gewinnen Zuversicht und wagen das Neue.

Gerade in Zeiten des Umbruchs, der Veränderung, der zahlreichen Herausforderungen müssen wir in der Gesellschaft präsent, spürbar und wahrnehmbar bleiben. Gerade dann kann unsere Botschaft eine andere sein, die Hoffnung schöpfen lässt, die Mut zur Veränderung schenkt. Ich bin überzeugt, als Christen haben wir aus unserem Glauben heraus viel in unsere Gesellschaft einzubringen. (…)"

Den Präsesbericht in voller Länge lesen Sie auf:
ekd.de 

Autor:

Online-Redaktion

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