Berlins neuer Kultursenator
Der katholische Musikmanager

Foto: pixabay,de

Joe Chialo, Berlins neuer Kultursenator passt in kein Klischee.

Von Gregor Krumpholz 

Als Berlins neuer Kultursenator seinen Amtseid ablegte, war es für ihn selbstverständlich, dass er hinzufügte: "So wahr mir Gott helfe". Der 52-Jährige mit afrikanischen Wurzeln macht aus seinem christlichen Glauben keinen Hehl.

Zwar gehört CDU-Mitglied Chialo einer Partei an, der eine besondere Kirchennähe nachgesagt wird. Sein ungewöhnlicher Lebenslauf hatte ihn aber auch in die Spitzenriege der deutschen Musikmanager geführt, einer eher religionsfernen Branche. Und doch ist die katholische Kirche seine "Heimat", wie er in seiner Biografie bekennt. "Sie hat mir Geborgenheit und Halt gegeben, sie war und ist mein Zuhause."

Es war nicht nur der tiefe Glaube seiner Familie, der Chialo bis heute prägt. Auch die Diplomatenkarriere seines tansanischen Vaters hatte einen wichtigen, vielleicht den entscheidenden Einfluss auf Chialo. Mit acht Jahren war er mit seinen Eltern und Brüdern nach Bonn gekommen, wo sein Vater einen Posten in der Botschaft seines Heimatlandes übernahm. Doch nach kurzer Zeit wurde er nach Schweden versetzt, und es stellte sich die Frage, wie es mit Joe und seinem etwas älteren Bruder Jerome weitergehen sollte. Die Antwort kam von einem Mann, der Chialos Leben wesentlich prägen sollte.

Es war der Salesianerpater Karl Oerder, ein Freund der Familie. "Er ist mein Ziehvater geworden", so Chialo. "Er war immer für mich da, stand mir auch im Erwachsenenleben mit Rat und Tat zur Seite." Er sorgte dafür, dass Chialo und sein Bruder in Internaten der Salesianer Don Boscos eine solide Schulausbildung erhielten.

Auf Oerders Anraten absolvierte Chialo nach dem Abitur auch eine Lehre als Zerspanungsmechaniker. "Er wollte mich an der Werkbank sehen, das war für ihn ehrliche Arbeit, die krisenfest war." Bis heute ist er dem Pater für die manchmal harten Erfahrungen an der Werkbank dankbar.

Es folgten mehrere Studiensemester in Geschichte, Politik und wirtschaftlichen Staatswissenschaften sowie Jobs als Kellner, Türsteher eines Clubs und Sänger einer Band, bevor sich Chialos berufliche Ziele klärten. Sein Weg in die "Kreativindustrie" begann mit Promotion-Touren zu Radiosendern, um für neue Gesangstalente zu werben.

Alles andere als gradlinig war auch Chialos Weg in die Politik. Zunächst interessierte er sich für die FDP, später engagierte er sich bei den Grünen. Als Chialo 2016 in die CDU eintrat, war es Angela Merkel, die ihn mit ihrer Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen tief beeindruckt hatte.

Vor gut einem Jahr wählte ihn die CDU in ihren Bundesvorstand. Chialo, der sich als "Afropäer" bezeichnet, setzt sich für Beziehungen mit Afrika auf Augenhöhe ein. Nun muss Chialo in seinem neuen Regierungsamt unter Beweis stellen, dass seine Managerqualitäten auch für die Berliner Verwaltung reichen. Als Kultursenator ist er nicht nur für die Musik- und Theaterszene der Hauptstadt zuständig, sondern auch für die Beziehungen zu den Religionsgemeinschaften.

(kna)

Autor:

Praktikant G + H

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