»Wer singt, betet doppelt«

Traditionsreich: Seit 1925 singt der Bachchor Eisenach in der Taufkirche des großen Komponisten und Thomaskantors. | Foto: Roland Kiehne
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Ursprung aller Musik ist die Anbetung Gottes in Tönen

Von Michael von Hintzenstern

Dieser Satz wird dem alten Kirchenvater Augustinus zugeschrieben, aber auch Martin Luther soll ihn geäußert haben. Es ist zu vermuten, dass dieser ihn bereits als Augustinermönch verinnerlicht hat. Der Reformator wusste genau, was er tat, als er seine wichtigsten Botschaften in Lieder verpackte. »Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich«, beschreibt er ihre Bedeutung für Glaube und Gemüt.
Luther war ein geübter Sänger und Lautenspieler. In seinem Werk als Lieddichter und Tonschöpfer hat er die reformatorischen Glaubenssätze in einer mitreißenden Musiksprache verbreitet. Dafür sprechen »Ohrwürmer« wie der zündende Choral »Ein feste Burg ist unser Gott«. Seine Lieder sowie die seiner Wegbegleiter entfalteten große Wirkung bei der Ausbreitung der Reformation.
Die Bibel ist voll von Gesang und Musik. Ganze Bücher sind in Form von Liedern geschrieben – so etwa die Psalmen oder das Hohelied Salomos. Aus dem synagogalen Gottesdienst des Judentums stammt die Tradition, biblische Gebetstexte nicht einfach sprechend zu deklamieren, sondern singend vorzutragen. In der christlichen Praxis entstanden aus Gebetstexten immer kunstvollere Melodien. Stand am Anfang zunächst der Sprechgesang auf einem einzelnen Ton, ergaben sich in der Folgezeit aus der Betonung bestimmter Silben Melodiefloskeln, die zu ausgefeilten Melodiefolgen weiterentwickelt wurden. Ein schönes Beispiel dafür ist die im neunten Jahrhundert entstandene gregorianische Antiphon »Da pacem, Domine«, die Luther 1529 nachdichtete. Unter der Nr. 421 ist die deutsche Nachdichtung des Reformators bis heute im Evangelischen Gesangbuch (EG) zu finden: »Verleih uns Frieden gnädiglich«.
So entstanden Hunderte von Gebetsmelodien. Über einen langen Zeitraum wurden diese mündlich überliefert. Die Kantoren kannten sie auswendig und brachten sie jeweils ihren Gemeinden und Nachfolgern bei. Um ihren Fortbestand zu sichern, begann man, sie aufzuzeichnen. So entstanden die sogenannten »Neumen«. Das griechische Wort »Neuma« (deutsch: »Wink«) umschreibt, dass der melodische Verlauf mit Symbolen bzw. Handzeichen angezeigt wurde.
Mit der Entwicklung des Notenliniensystems wurde es möglich, genaue Tonhöhen zu notieren. Aus dem freien Fluss des am Sprechrhythmus orientierten gregorianischen Chorals entwickelten sich nun feste Rhythmen. So war es möglich, den Gesang einzelner Stimmgruppen oder Instrumente zu koordinieren! Damit war die Basis für mehrstimmige Musikwerke geschaffen, von denen bis heute unzählige geschaffen wurden. Dabei sollte nicht verdrängt werden: Der Ursprung aller Musik ist das gesungene Gebet.

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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