Friedenstreck in Jerusalem angekommen
Es ist geschafft

Zwei Maultiere ziehen den Friedenstreck durch Israel | Foto: Friedenstreck
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3.500 Kilometer ist der Friedenstreck per Pferd durch Europa gezogen, um eine Glocke nach Jerusalem zu bringen. Jetzt ist die Gruppe am Ziel angekommen – nach viel Improvisation.

Von Timo Teggatz

Es sind nur noch 1,5 Kilometer. Dort, kurz vor dem Ziel in Jerusalem, steht momentan der Friedenstreck, der vor sechs Monaten in Brandenburg gestartet ist. An diesem Donnerstag soll die Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, nachdem die Gruppe sie vorher 3.500 Kilometer mit Pferden quer durch Europa gezogen hat – auf einer beeindruckenden Reise, wie Pfarrer Helmut Kautz am Telefon aus Israel berichtet. Er hat den Treck organisiert.

Auf der letzten Etappe in Israel habe ihn besonders die Erleichterung der Menschen beeindruckt, sagt Kautz. Nach dem Überfall der Hamas und dem Gaza-Krieg blieben zwei Jahre lang fast alle Besucher aus. Der Friedenstreck sei jetzt ein Zeichen für die Menschen: “Wir sind nicht vergessen!” Auch in Israel registriere man die Pro-Hamas-Demos in Berlin und anderswo, sagt Kautz. Umso wichtiger sei es, ein positives Zeichen zu setzen.

Warten bei D3

Vor dem großen Finale hat die Gruppe noch einige Termine: So besuchte sie eine große Jugendeinrichtung in Even Yehuda, einer kleinen Stadt nördlich von Tel Aviv. Am morgigen Mittwoch steht ein Empfang in der Knesset, dem israelischen Parlament, auf dem Programm. Außerdem will der Friedenstreck die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem besuchen.

Am Donnerstag soll es dann so weit sein: Der Friedenstreck übergibt die Glocke an die Hand-in-Hand-Schule, wo jüdische, muslimische und christliche Kinder gemeinsam unterrichtet werden. “So wollen wir zeigen, dass Frieden möglich ist”, sagt Pfarrer Kautz. In der Glocke ist Kriegsschrott verarbeitet, und zwar Granathülsen aus dem Zweiten Weltkrieg und von der Volksarmee der DDR. Sie soll künftig jeden Morgen den Unterricht an der Schule einläuten.

Glocke, Mensch und Tier haben eine sechsmonatige Reise hinter sich, die offiziell am 8. Mai, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, in Berlin begonnen hatte. Über Deutschland ging es für die Gruppe nach Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien bis zur EU-Außengrenze mit der Türkei – auf Tagestouren von bis zu 25 Kilometern.

Doch an der türkischen Grenze saß der Friedenstreck zwölf Tage lang fest – eine schwierige Zeit. Hitze und die unklare Lage zerrten an den Nerven, berichtet Pfarrer Kautz. Am Ende spaltete sich die Gruppe auf: Vier Mitglieder machten sich auf eigene Faust auf den Weg in die Türkei und später nach Syrien. Sie haben es am Ende nicht ganz nach Jerusalem geschafft, wollen aber zur Glocken-Übergabe per Flieger nach Jerusalem kommen. Die zweite Gruppe machte sich samt Glocke auf den Weg ins griechische Thessaloniki, von wo aus die Pferde ihren Rückweg nach Deutschland antraten und die Menschen die Fähre ins israelische Haifa nahmen.

"Wir haben den Frieden nötig"

Nein, ans Aufgeben habe er trotz der Strapazen nie gedacht, sagt Pfarrer Kautz. Als Organisator des Trecks habe er ja vorangehen müssen. Er improvisiere nun einmal gern und möge es, jeden Tag neue Lösungen zu finden – etwa für die Pferde in Israel. Eigentlich hatte die Gruppe nämlich geplant, mit israelischen Pferden die letzte Etappe zurückzulegen. Doch dann stellte sich vor Ort heraus: Dafür gibt es in Israel gar keine Pferde. Deshalb liehen sich Kautz und seine Mitstreiter kurzerhand zwei Maultiere von einem Araber. Sie ziehen die Glocke nun zum Ziel.

Momentan stehen die beiden Maultiere 1,5 Kilometer vor der Hand-in-Hand-Schule. Eigentlich wollte der Treck am Schluss noch einmal durch Jerusalem ziehen. Doch auch hier improvisierten Kautz und sein Team, nachdem ihnen der Jerusalemer Bürgermeister davon abgeraten hatte angesichts von Baustellen und Staus in der Metropole. Trotzdem ziehen die Tiere nun die Glocke die letzten Meter zur Schule – auf einem Radweg.

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