Kirchentag
«Es ist auch Zeit für Waffen»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, hier im Gespräch mit Pfadfindern beim Abend der Begegnung, verteidigte Waffenlieferungen an die Ukraine und warnte zugleich: «Aber wir dürfen nicht so tun, als gäbe es einfache Lösungen». | Foto: epd-bild/Thomas Lohnes
  • Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, hier im Gespräch mit Pfadfindern beim Abend der Begegnung, verteidigte Waffenlieferungen an die Ukraine und warnte zugleich: «Aber wir dürfen nicht so tun, als gäbe es einfache Lösungen».
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In Nürnberg hat am Mittwoch der evangelische Kirchentag begonnen. Zentrale Themen des Christentreffens sind der Krieg in Europa und die Klimakrise. Bundespräsident Steinmeier sieht zur Unterstützung der Ukraine auch mit Waffen keine Alternative.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung des evangelischen Kirchentages die Unterstützung der Ukraine mit Waffen verteidigt. «Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen», sagte er. Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine seien unerträglich. «Aber wir dürfen nicht so tun, als gäbe es einfache Lösungen», warnte der Bundespräsident am Mittwochabend zu Beginn des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Nürnberg.

«Wenn Russland seine Soldaten zurückzieht, dann ist der Krieg zu Ende. Wenn die Ukraine ihre Verteidigung einstellt, dann ist das das Ende der Ukraine», fügte er unter dem Applaus der 20.000 Besucher der Eröffnungsfeier auf dem Nürnberger Hauptmarkt hinzu.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hatte zuvor im Freiluft-Gottesdienst gewarnt: «Mit der ökologischen Umorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft geht es viel zu langsam. Das Klima droht zu kippen.» Vom Nürnberger Kirchentag mit der biblischen Losung «Jetzt ist die Zeit» solle eine klare Botschaft ausgehen: «Ja, wir wollen unser Leben neu ausrichten.» Das Glück der Menschen dürfe nicht mehr am Wachstum des materiellen Wohlstands festgemacht werden, forderte er in seiner Predigt. Alle Menschen weltweit, auch die Schwächsten, sollten in Würde leben.

Viel Polit-Prominenz

Erstmals nach vier Jahren treffen sich Zehntausende Christen wieder bei einem evangelischen Kirchentag. Bis Sonntag wollen sie bei Gottesdiensten, Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen ihren Glauben feiern und bei Podiumsdiskussionen aktuelle Themen besprechen. Bundespräsident Steinmeier hält am Donnerstag eine Bibelarbeit, weitere prominenten Gäste aus der Bundespolitik sind Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und CDU-Chef Friedrich Merz. Nach der Eröffnung des Kirchentags mit zwei Gottesdiensten am Mittwoch feierten Zehntausende Menschen bei frühsommerlichem Wetter einen «Abend der Begegnung» in der Nürnberger Innenstadt.

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière hatte angesichts der Krisen in der Welt zuvor bei der Eröffnung zur Zuversicht aufgerufen. Vom Bejammern werde nichts besser. «Wir wissen um die Nöte, aber wir geben uns damit nicht zufrieden», sagte der ehemalige Bundesminister: «Wir vertrauen auf Gott und die Welt.» Auf das Vertrauen und das Tun aller komme es an.

Ausblick auf die nächsten Tage

Debatten, Workshops, Bibelauslegungen: Beim Kirchentag hat am Donnerstag die inhaltliche Arbeit begonnen. So hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstagvormittag eine Textstelle aus dem Johannesevangelium gedeutet. Zudem stehen Podiumsdiskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Klimakrise, Flucht und Krisenanfälligkeit der Demokratie auf dem Programm.

Auf dem Programm des Kirchentags stehen mehr als 2.000 Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth. Bis Dienstagabend wurden nach Angaben der Veranstalter 60.000 Tickets verkauft. Ob die zunächst erwartete Teilnehmerzahl von 100.000 erreicht wird, sei schwer abzuschätzen, hieß es. Der Kirchentag 2019 in Dortmund zählte rund 120.000 Teilnehmende. 2021 fand ein Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt am Main wegen der Corona-Krise weitgehend digital statt.

Der Etat für das Protestantentreffen in Franken beträgt 20,5 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern steuert 5,5 Millionen Euro bei, die Stadt Nürnberg 3 Millionen Euro, die bayerische Landeskirche 5,6 Millionen Euro. Der Rest entfällt auf Einnahmen aus Merchandising, von Sponsoren und aus dem Ticketverkauf.   (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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